Von der Edelrauthütte über den Südwestgrat Schwierigkeit: WS-
Hochferner (3470 m) und Hoher Weißzint (3371 m) sind die Eckpfeiler des mächtigen Hochfeilermassivs, das den höchsten Zillertaler Gipfel trägt. Der begehrte Hochfeiler (3509 m) scheint dabei alle touristische Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, so dass man am Weißzint ungestört einen ruhigen Tag verbringen kann. Seine Abgeschiedenheit und die im Vergleich zum Hochfeiler höheren Schwierigkeiten machen den Weißzint aus bergsteigerischer Sicht sogar zu dem wertvolleren Berg.
Die Gipfeltour auf den Hohen Weißzint ist eine „wenig schwierige“ Hochtour mit dem Schwerpunkt auf leichter Felskletterei im ersten Schwierigkeitsgrad. Eine kurze Stelle erreicht den unteren zweiten Grad (2-). Dank der hoch gelegenen Edelrauthütte ist es eine kurze Tour, der kleine Firngrat knapp unter dem Gipfel bleibt unproblematisch und der Fels am Grat ist blockig und fest. Bei guten Bedingungen, das heißt bei trockenem Fels und guter Sicht, ist der Hohe Weißzint deswegen sogar ein Ziel für erfahrene Bergwanderer, die sich einmal in ernstes Hochtourengelände vorwagen wollen. Aufgrund des Eisrückgangs am Weißzintferner wird der Gletscher nicht mehr betreten, so dass man der Spaltengefahr völlig aus dem Wege gehen kann. Im Gegensatz zur Südtiroler Normalroute des Großen Möselers wird man also nicht auf unangenehmes oder heikles Gelände stoßen. Man braucht lediglich Gewandtheit und etwas Schwindelfreiheit, um den herrlichen Grat auch genießen zu können.
Bei unserer Besteigung vom 5. August 2012 herrschten weniger gute Bedingungen. Nach einem Kaltlufteinbruch waren einzelne Felspassagen schneebedeckt und andere durch das Schmelzwasser rutschig. Bei Temperaturen wenig über null Grad, bei Sturm und Schneeregen stellte sich auch ernsthaft die Frage, ob wir besser umkehren sollten. Die relative Kürze der Tour und ein kurzes Sonnenfenster ließen uns die Tour aber fortsetzen. Der Südwestgrat des Hohen Weißzints bereitete uns auch bei diesem Wetter großes Vergnügen. Und die Kühnheit, uns bei einem solchen Wetter hier oben zu exponieren, sorgte für eine „aufgekratzte“, fröhliche Stimmung. Am Gipfel fanden wir unter einem Felsüberhang die nötige Deckung. Zum Glück machte das Wetter nie endgültig zu. Der stürmische Wind flaute immer wieder einmal ab und auch der dichte Nebel lichtete sich, so dass wir von der ungemütlichen Tour dann doch ein paar aussagekräftige Fotos mitbrachten.