Von der Wangenitzseehütte über den Normalweg Schwierigkeit: T3
Nach einigen Tagen in der Schobergruppe, in denen wir drei verschiedene Scharten überquert (Leibnitztörl, Mirnitzscharte, Untere Seescharte) und ebenso viele Hütten besucht hatten (Lienzer Hütte, Hochschoberhütte, Wangenitzseehütte), wünschten wir uns den freien Blick von einem ihrer Gipfel. Da hat man in der Schobergruppe die Qual der Wahl. Neben den Bergen, die sich durch ihre besondere Gestalt auszeichnen, zum Beispiel die sieben Klammerköpfe (3155 m) oder die einschüchternden Prijakte (3064 m), reizten uns natürlich die Top Five der Schobergruppe: Das Petzeck (3283 m), der Rote Knopf (3281 m), der Große Hornkopf (3251 m), der Hochschober (3240 m) und der Glödis (3206 m).
Wir haben uns für den leichtesten dieser Berge entschieden, das Petzeck. Sein Normalweg ist eine angenehm zu gehende und landschaftlich abwechslungsreiche Gipfeltour. Sie hat uns gut gefallen, und dies, obwohl wir am 16. August 2015 wetterbedingt fast keine Aussicht hatten.
Die Anforderungen liegen im Rahmen einer anspruchsvollen Bergwanderung, setzen also Trittsicherheit voraus. Trotz der kurzen Eisberührung unter dem Gipfel braucht man bei normalen sommerlichen Verhältnissen keine Erfahrung als Bergsteiger: Klettern muss man nirgends und das Firnfeld unter dem Gipfel ist völlig eben und spaltenfrei. Die Markierungen reichen hinauf bis auf den Gipfel und für die ganze Tour braucht es inklusive der Rückkehr zur Wangenitzseehütte kaum mehr als vier Stunden.
Wer dieser Tour etwas bergsteigerische „Schärfe“ verleihen will, kann sich den benachbarten Kruckelkopf (3181 m) einmal anschauen. Dazu verlässt man bei der Rückkehr vom Petzeck-Gipfel den Normalweg und quert auf gleicher Höhe hinüber zur gut sichtbaren Petzeckscharte (3034 m). Dort setzt der Nordostgrat des Kruckelkopfs an, über den vor Jahrzehnten die Bergsteigerin und Schriftstellerin Liselotte Buchenauer zum Gipfel kletterte. Laut ihren Angaben in „Hohe Tauern Band 2“ (Leykam-Verlag 1981) gibt es nur über dem Einstieg in den Nordostgrat eine Passage im zweiten Grad, danach wird‘s leichter. Mit Trittspuren oder Steinmännchen braucht man auf diesem steilen Anstieg wahrscheinlich nicht zu rechnen, hier muss man ohne Hilfen hinauffinden.