Von der Lienzer Hütte über den Franz-Keil-Weg Schwierigkeit: T2+
Diese Bergwanderung führte uns am 12. und 13. August 2015 zu zwei Alpenvereinshütten in der südlichen Schobergruppe, zur Lienzer Hütte und zur Hochschoberhütte. Trittsicherheit war teilweise erforderlich.
Zunächst stiegen wir auf im breiten Debanttal, dem meistbesuchten der „Schobertäler“. In der Lienzer Hütte (1974 m) wurde genächtigt. Am nächsten Tag ging es über den Franz-Keil-Weg hinauf zum Schartenübergang am Leibnitztörl (2591 m), in dessen Umgebung es sehr schöne Aussichtspunkte und mehrere Seen gibt. Ein kurzer Abstieg von der Scharte führte zur Hochschoberhütte (2322 m). Unter der dramatischen Szenerie der Prijaktwände steht diese Hütte in wirklich großartiger Lage. Dort übernachteten wir und kehrten am dritten Tag über die Mirnitzscharte ins Debanttal zurück. Über diesen Übergang berichten wir in einem anderen Kapitel.
Wir haben auf dieser Tour einen guten Eindruck vom Charakter der Schobergruppe bekommen. Diese Untergruppe der Hohen Tauern hat einen starken, unverwechselbaren Charakter. Man bekommt auch schon nach relativ kurzer Zeit ein Gefühl zu diesem Gebirge. Mir zum Beispiel gefiel die Schobergruppe bereits vom ersten Tag an. Aber ich hätte nicht gleich zu sagen gewusst, was dieses Gefühl hervorruft. Am Großglockner oder am Hochgall dagegen wusste ich unmittelbar, welche Wirkung die beiden „Mega-Berge“ auf mich hatten.
In der Schobergruppe gibt es nichts vergleichbar Herausragendes oder Gigantisches. Aus Sicht des Leibnitztörls bemerkten wir, wie ähnlich die Gipfelhöhen waren und wie einheitlich die Formen und Proportionen. Diese Landschaft hat harmonische Proportionen und schöne Bergformen. Aber sie ähneln sich und alles ist ungefähr gleich interessant. Kurz gesagt, diese Landschaft ist „aus einem Guss“. Und genau das beeindruckt! Fels bestimmt den Charakter dieser Berge. Seine Farbe tendiert ins Braune und Rote, aber manchmal auch ins Grüne wie an den Prijakten. Stets sind die „Alten Gneise“, die die Berge aufbauen, eher dunkel und auch dies ist ein Markenzeichen der gesamten Gruppe. Zugleich bezaubert im Debanttal der weit hinaufreichende Baumbestand aus Fichten, Lärchen und Zirben. Selten ist ein Gebirge im Zusammenspiel von bewaldetem Talboden und felsigen Gipfeln so perfekt und charakteristisch wie hier. Und das Schönste daran: Die Schobergruppe ist auch sehr natürlich geblieben und wird heute fast vollständig vom Nationalpark Hohe Tauern geschützt.