Von der Neuen Reichenberger Hütte über den Nordgrat Schwierigkeit: WS+
Über zehn Kilometer erstreckt sich in Osttirol die Kette des Panargenkamms. Mittendrin erhebt sich ihr höchster Gipfel, das turmartige Keeseck (3135 m) - seinem Namen entsprechend ausgestattet mit einem Gletscher zu seinen Füßen und einem Eisfeld in der Gipfelregion. Es gibt einen langen südseitigen Aufstieg aus dem hinteren Defreggental über den Großbachsee. Dies ist der technisch einfachste Anstieg. Hier geht es um eine schwierigere, aber viel kürzere Route, die man von der Neuen Reichenberger Hütte (2586 m) als bequeme Tagestour machen kann: den Keeseck-Nordgrat.
Allerdings ist der Anblick der düsteren Nordflanke erst einmal nicht sonderlich ermutigend. Wer sich trotzdem an den Keeseck-Nordgrat wagt, kann sich auf eine mäßig schwierige Hochtour freuen, die teilweise schöne Felskletterei im 1. und 2. Grad bietet. Die Schwierigkeiten konzentrieren sich auf einen ungefähr 70 Höhenmeter messenden Abschnitt im unteren Teil des Nordgrats. Dort sollte man der anhaltenden Ausgesetztheit gewachsen sein. Auch die mäßige Gesteinsqualität - am besten ist sie direkt auf der Gratlinie - und der teilweise aufliegende Schotter verlangen viel Erfahrung und Vorsicht. Eine Seilsicherung ist also sicher gerechtfertigt. Wer hochalpin wirklich „sattelfest“ und schwindelfrei ist, kann sich auch einen seilfreien Auf- und Abstieg zutrauen.
Aufgrund des in der zweiten Sommerhälfte 2014 andauernd schlechten Wetters benötigte ich drei Tage, um das Keeseck zu besteigen: einen Aufstiegstag zur Hütte, einen Tag für den ersten Versuch, der abgebrochen werden musste, und einen weiteren Tag, an dem ich endlich bis zum Gipfel kam. Die Fotoserie wurde aus diesen drei Tagen (25. – 27. Juli 2014) „zusammengewürfelt“.