Keeseck  (3173 m)

 Von der Neuen Reichenberger Hütte über den Nordgrat

 Schwierigkeit:   WS+

Keeseck - Nordgrat, Routenverlauf - Bergtour, Neue Reichenberger Hütte, Lasörlinggruppe, Hohe Tauern
Das Keeseck mit dem Verlauf des Nordgrates über der Neuen Reichenberger Hütte (2586 m).

 

Bewertung:  WS+

Mäßig schwierige Fels- und Hochtour für schwindelfreie und klettererfahrene Bergsteiger. Ungefähr vier Stellen im 2. Grad, mäßig fester Fels,  im schwierigsten Abschnitt anhaltend ausgesetzt. Firn bis 25° auf dem oberen Eisfeld, das man allerdings mit einem Umweg über den Keeseck-Ostgipfel (blockiger Fels im 1. Grad) auch umgehen kann.

 

Ausrüstung: Seil (für genügend erfahrene und schwindelfreie Bergsteiger verzichtbar), im Frühsommer Eispickel.

 

Routenverlauf: Neue Reichenberger Hütte – Daberlenke – Nordgrat – oberes Eisfeld – Keeseck – Abstieg zur Neuen Reichenberger Hütte auf demselben Weg.

 

Höhenunterschiede: 620 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten:  6:00 Std.   (3:30 Std. im Aufstieg,  2:30 Std. im Abstieg).

 

Anfahrt: Von Lienz ins Mölltal bis Huben und von dort ins Defereggental nach St. Jakob (mit dem PKW oder mit den Postbuslinien 951 und 953).

 

Oder von Lienz durch’s Mölltal bis Matrei in Osttirol und von dort ins Virgental bis nach Hinterbichl (mit dem PKW oder mit der Postbuslinie 951).

 

Huben und Matrei in Osttirol kann man auch aus dem Pinzgau von Mittersill über die Felbertauernstraße erreichen (mit dem PKW oder der Postbuslinie 950X).

 

Ausgangspunkt: Neue Reichenberger Hütte (2586 m); ÖAV Reichenberg; Tel. 0043 / 4873 / 5580. Zu erreichen in jeweils 4:00 Std. von St. Jakob in Defereggen durch das Trojeralmtal oder von Hinterbichl im Virgental durch das Großbachtal.

 

 

Der Wegverlauf:  Von der Neuen Reichenberger Hütte (2586 m) folgt man dem Steig zur Clarahütte über die fast ebenen Sentenböden bis zur Daberlenke (2631 m), dem höchsten Punkt des Übergangs. Wir schauen in die breite Nordwand des Keesecks: Links (östlich) dieser Wand fußt der Nordgrat in einer Scharte, die noch von der vorgelagerten Kuppe des Gamsköpfls (2722 m) verdeckt wird. Bald erkennt man im Moränengelände Steinmänner und Steigspuren, die uns westlich (rechts) um das Gamsköpfl herum zur Scharte „hinter“ dem Gamsköpfl (etwa 2700 m) hinaufführen.

 

Der Nordgrat beginnt mit einem kurzen Schuttkegel und ersten Felsen im 1. Grad, über die man nach ungefähr 40 Höhenmetern eine kleine begrünte Kanzel erreicht. Abweisend bäumt sich der steilste Gratabschnitt über uns auf. Zwischen einem Wändchen mit schrägen Felsleisten und einer kurzen Hangelstelle sind mehrere Stellen im 2. Grad zu meistern. Hier klettert man bereits auf einen bedrohlich vorspringenden, turmartigen Block zu und kann ihn überraschend einfach auf der rechten Seite umgehen. Die Kletterei setzt sich noch ein Stück in gleichbleibender Steilheit, aber zunehmend leichter (bis 1+; brüchige Passagen) fort, dann sind die 70 schwierigsten und luftigsten Höhenmeter geschafft. Der Grat legt sich zurück und verbreitert sich zu einer großen Verebnung. Steigspuren folgend und auf Steinmännchen achtend gewinnt man nun schnell an Höhe. Nach etwa 150 Höhen-metern Gehgelände versperren noch einmal schräg stehende Plattentafeln den Weg. Wie bereits zuvor ist ein Ausqueren in die brüchige rechte Flanke wenig sinnvoll. Am besten überwindet man die Platten direkt in ihrer Mitte, in schöner Kletterei durch einen Felsspalt (2-). Kurze Zeit später betritt man den unteren Rand des oberen Eisfelds (ca. 3020 m). Rechts davon erhebt sich der Hauptgipfel mit seinem schon lange sichtbaren Gipfelkreuz.

 

Ab hier gibt es zwei Möglichkeiten: Die Variante führt in direkter Fortsetzung des Nordgrats über Blöcke und Schutt auf den Ostgipfel (3088 m). Auf dem Verbindungsgrat geht es dann in westlicher Richtung weiter zum Fuß des Hauptgipfels (1. Grad).

 

Normalerweise gestattet eine genügende Firnauflage jedoch die Überquerung des spaltenfreien Eisfelds. Auf diese Weise gelangt man in kürzerer Zeit ebenfalls an den Fuß des steilen Gipfelaufbaus. Der blockige Hang bietet keine erkennbare Schwachstelle an, da hilft es zu wissen, dass man sich zunächst in der Mitte bzw. schwach links hält. Schließlich quert man unter den letzten steilen Felsen nach rechts und gelangt über Stellen im 1. Grad auf den höchsten Punkt mit dem Gipfelbuch.

 

 

© Ulrich Clashausen