Über die Obere Pfandlscharte und den Südostgrat Schwierigkeit: T4
Der Kapuziner (2852 m) ist ein Gipfelziel am Ostrand der Glocknergruppe, das sich im Rahmen einer kurzen Bergtour von der Großglockner-Hochalpenstraße erreichen lässt. Ausgangspunkt ist ein kleiner Parkplatz auf Höhe des Nassfeldspeichers (2248 m), kurz vor Erreichen der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.
Die Anforderungen der Besteigung liegen im Rahmen einer „Alpinwanderung“, bei der zum Schluss ein sehr brüchiger und abschüssiger Steilhang ohne Trittspuren erstiegen werden muss. Dafür braucht man neben absoluter Trittsicherheit die nötige alpine Erfahrung. Angesichts der wenigen Steinmännchen muss man sich in dem weitläufigen Gelände selbständig orientieren.
Der Kapuziner ist völlig einsam, hier kommt niemand zufällig vorbei. Vielleicht nimmt man ihn sich an einem Tag vor, an dem die Zeit oder die Kräfte knapp sind. Schließlich eignet sich nicht jeder Wandertag für die großen Ziele. Jedenfalls bietet er wahrscheinlich ein großartiges Panorama vom Käfer- und Ferleitental bis hinauf zum Großen Wiesbachhorn und zu den anderen hohen Gletscherbergen – ein Panorama, das mir aufgrund der starken Wolkenbildung am 20. August 2018 leider verwehrt blieb. Das Gelände selbst ist meist gut gangbar, lediglich der erwähnte „Bröselhang“ unter dem Gipfel erfordert erhöhte Aufmerksamkeit und einiges Können.
Meine Kapuziner-Besteigung war das Resultat einer gescheiterten größeren Tour. Vom höchsten Punkt des Kapuziners beabsichtigte ich die Besteigung der Dreitausender Sinwelleck (3261 m) und Fuscherkarkopf (3331 m). Aus mehreren Gründen - das Wetter war einer von ihnen - musste ich die Gratüberschreitung jedoch bereits am ersten Gipfel, dem kleinen Kapuziner, abbrechen. Wer über die lange Gratüberschreitung zu Sinwelleck und Fuscherkarkopf mehr wissen will, kann sich meine Anmerkungen unter dem letzten Foto einmal durchlesen.
Vom Kapuziner ist man mit wenigen Schritten in der Kapuzinerscharte mit ihrem horizontalen und ausgesetzten Grat. Wer hier weiter nach Westen klettert, kann am Ende das Sinwelleck (3261 m) über den Ostgrat besteigen, dann den Fuscherkarkopf (3331 m) überschreiten und über den Gamsgrubenweg (Südwestgrat) zum Glocknerhaus zurückkehren. Eine große Tour für ausdauernde Bergsteiger, die auch im mürben Bratschenfels sicher einen ersten und zweiten Grad klettern können. Aus Neugier habe ich mich in der Kapuzinerscharte am abgebildeten ersten Grattürmchen probiert und muss sagen, dass mir die Kombination aus Brüchigkeit und Ausgesetztheit nicht behagte. Vielleicht war es auch fehlende Entschlossenheit, die mich so schnell davor zurückschrecken ließ. Allen, die sich an den langen Grat wagen, ist jedenfalls trockenes Wetter anzuraten, damit das Ganze nicht noch rutschiger wird.