Von Rein in Taufers über den Südostgrat (Normalweg) Schwierigkeit: T5
Der Durreckkamm ist eine Südtiroler Bergkette ohne wirklich bekannte Ziele. Man kann hier von Alm zu Alm auf bequemen Wegen wandern oder mit Klausscharte, Bretterscharte und Ochsenlenke interessante Schartenübergänge zwischen Ahrntal und Reintal ausführen. Nur wenige Wanderer zieht es hinauf zu den einsamen Gipfeln. Dabei sind die großen Bergpyramiden des Durreckkamms durchaus attraktiv, vor allem der auf einem markierten Bergsteig zu erreichende Große Moosstock (3059 m) und das weglose und schwierigere Durreck (3135 m). Es gibt allerdings keine hochgelegenen Unterkünfte. Hier beginnen die Besteigungen im Tal und da es sich um Dreitausender handelt, sind die Mühen groß.
Die Gipfeltour auf das Durreck ist eine „anspruchsvolle Alpinwanderung“ mit Kletterei überwiegend im ersten Grad, aber auch mit einigen Stellen 1+ bis 2- und einer kurzen, aber knackigen Schlüsselstelle im Schwierigkeitsgrad 2+. Dieser Normalweg eignet sich nur für sehr ausdauernde und in der Orientierung selbständige Bergsteiger. Bergwanderern, die zwar etwas klettern können, jedoch mit einem so „ungezähmten“ Berg wie dem Durreck keine Erfahrung haben, empfehle ich die Begleitung eines erfahrenen Bergsteigers.
Bei der Besteigung des Durreck hat man es mit einem Höhenunterschied von 1540 Metern zu tun, gemessen vom Ausgangspunkt an der Kirche von Rein in Taufers (1596 m). Bereits ab der Unterrieseralm (1990 m) muss man auf Wegspuren weitgehend verzichten und die Route in dem urtümlichen Gelände selbständig festlegen. Nach einer Rinne, in der man die Schlüsselstelle im oberen zweiten Grad hinter sich bringt, folgt man dem Südostrücken bis zu den Felsplatten des Gipfelaufbaus. Das Felsgelände dort erreicht nur an wenigen Stellen den Schwierigkeitsgrad 2-, doch ist es so gleichförmig, dass man die leichtesten Passagen manchmal verpasst. Die kleinen Steinmännchen waren für mich in der „Nebelsuppe“ des 4. September 2014 jedenfalls oft erst beim Abstieg gut zu erkennen.
Wer einen Sinn für die Bewältigung ursprünglicher Geländeschwierigkeiten hat, wird diese Normalroute jedenfalls zu schätzen wissen. Bis hoch oben am Südostgrat hält sie stets Sichtverbindung mit dem Talort Rein in Taufers, den man von dort oben wie aus der Vogelschau betrachtet. So steht einem die Entfernung und Länge des Rückwegs immer vor Augen. Mehr noch als auf dem Großen Moosstock kann man am Durreck die Ruhe am Berg genießen.