Durreck  (3135 m)

 Von Rein in Taufers über den Südostgrat (Normalweg)

 Schwierigkeit:   T5

Durreck - Südostgrat, Routenverlauf - Bergtour, Normalweg, Rein in Taufers, Südtirol
Die Durreck-Südwand mit ihrer charakteristischen Firnrinne und dem Verlauf des Normalwegs über den Südostgrat.

 

Bewertung:  T5

„Anspruchsvolle Alpinwanderung“ mit leichter Kletterei, die auf einen anstrengenden Dreitausender führt. Diese Gipfeltour umfasst eine nicht ausgesetzte Drei-Meter-Stelle im Schwierigkeitsgrad 2+, einige Stellen zwischen 1+ und 2- sowie überwiegende Kletterei im ersten Grad. Der plattige Fels ist mäßig fest - ich würde sagen: passabel - und nur mäßig ausgesetzt. Die Besteigung des Durreck eignet sich nur für sehr ausdauernde Bergsteiger. Man sollte sich selbständig orientieren können, denn oberhalb von 2000 Metern finden sich nur wenige Steigspuren und vereinzelte Steinmännchen. Insbesondere in den Gipfelfelsen ist die Feinorientierung nicht ganz einfach.

 

Ausrüstung: Normale Bergwanderausrüstung mit Wanderstöcken, im Frühsommer Eispickel.

 

Routenverlauf: Rein in Taufers Kirche – Lobiser Schupfen – Unterrieseralm – Schuttrinne mit „Schlüsselstelle“ – Südostgrat – Durreck – Abstieg auf derselben Route.

 

Höhenunterschiede: 1540 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten:  8:15 Std.  (5:00 Std. im Aufstieg, 3:15 Std. im Abstieg).

 

Anfahrt: Von Bruneck im Südtiroler Pustertal mit dem PKW ins Tauferer Tal bis Sand in Taufers, von dort ins Reintal und weiter bis nach Rein in Taufers und Auffahrt bis zur  Kirche,

Oder ab Bruneck mit der Serbus-Linie 450 bis Sand in Taufers, dort Umstieg in die Serbus-Linie 452 und Fahrt bis zur Endhaltestelle Rein in Taufers Kirche.

 

Ausgangspunkt: Rein in Taufers, Kirche (1596 m; kleiner Parkplatz, Bushaltestelle).

 

 

Der Wegverlauf: An der Reiner Kirche (1596 m) folgen wir dem Wegweiser nach links zu den Lobiser Schupfen (1959 m). Die eigenartige Reihe alter Heuschober erreicht man bequem nach etwa einer Stunde über den Wald-, später Wirtschaftsweg Nr. 10. Mit dem Reiner Höhenweg (Nr. 1a) biegt man scharf nach rechts ab und folgt der geschotterten Almstraße bis zur Unterrieseralm (1990 m; Jausenstation). Hier bin ich vom Reiner Höhenweg abgezweigt.

 

Hinweis: Möglicherweise findet man einen einfacheren Durchstieg als den nachfolgend beschriebenen, wenn man den Reiner Höhenweg fortsetzt und erst an der Moosmaieralm nach links ins Gelände abzweigt.

 

Zurück zu der von mir gewählten Route, bei der ich an der Unterrieseralm vom Reiner Höhenweg abbog. Mit den bequemen und markierten Wegen ist es nun vorbei. Grobe Richtschnur ist der tief eingegrabene Bach oberhalb der Alm. Unmittelbar nach der Almhütte steigt man etwa 30 Höhenmeter genau über ihrem Dach höher (Steinmännchen). Dann geht es entlang einer Schneise im Krummholz schräg nach links, wobei man zu Beginn den erwähnten Bach quert. Die Stelle, an der man die Linksquerung beendet und mit dem geraden Aufstieg beginnt, ist weder markiert noch gut zu beschreiben. Man sucht sich in dem verwachsenen Gelände jedenfalls irgendwann den besten Durchstieg nach oben. Mit etwas Glück stößt man schon hier auf Trittspuren. Circa 100 Höhenmeter oberhalb der ersten Bachquerung leiten Steinmänner erneut über den Bach, diesmal von links nach rechts. Auf der rechten (nördlichen) Bachseite steigt man durch Alpenrosen und Schwarzbeeren (Heidelbeeren) auf, bis die Steilheit nachlässt und man in etwa 2400 m Höhe das große Kar zwischen den Wänden von Moosstock und Durreck betritt. Ab hier gewinnt man wieder an Überblick, die Orientierung wird einfacher. Über die grasbewachsenen Moränen geht es in nordwestlicher, dann in nördlicher Richtung auf das Durreck zu. In der Südwand des Berges stürzt eine enorm steile Firnrinne bedrohlich herab und fußt in dem Geröllkar, das wir als nächstes anpeilen. Entlang der uns rechts flankierenden Wände des Südostrückens nähert man sich der großen Firnrinne. Das Gelände wird rauer.

 

Hinweis: Hier fädelt auch die Variante über die Moosmaieralm wieder ein.

 

Kurz nach einer Gedenktafel für eine verunglückte Bergsteigerin öffnet sich rechts eine zuvor verdeckte, steile Schuttrinne, die den Zugang zum Südostrücken vermittelt. Wir steigen mühsam in ihr auf, bis uns eine niedrige Mauer unerwartet den Weg versperrt. Eine drei Meter hohe geneigte Felsplatte erweist sich als sehr griffarm, die steilen Felsen links und rechts davon sind auch nicht leichter (jeweils 2+; bei Nässe unangenehm). Oberhalb des Mäuerchens halten wir uns weiter links, bevor uns ein Band und eine weitere Stufe (2-) nach rechts aus der Rinne hinausqueren lassen. Dort betreten wir den breiten Südostgrat, der auf  2800 m eine kleine Verebnung bildet (Steinmann).

 

Über Schotter nähern wir uns den Felsplatten des Gipfelaufbaus. Ihre Steilheit hält sich aber zum Glück in Grenzen. Den Einstieg (circa 2950 m) finden wir dort, wo der Schotter am höchsten hinaufreicht. Wir nutzen einen seichten, etwa zehn Meter hohen Riss, der die Platte durchzieht und uns auf einem Band absetzt (2-). In der weiteren Folge bemühen wir uns, die regelmäßig aufgestellten Steinmännchen aufzufinden, denn sie zeigen in dem gleichförmigen Gelände die günstigste Linie an. Dies wird beim Abstieg, im Blick von oben, bedeutend leichter sein. In einem Zick-Zack-Kurs nutzt man die zahlreichen Bänder, zur Gratkante rechts hält man Abstand. Die Schwierigkeiten übersteigen dabei nur selten 1+. Am höchsten Punkt erwartet uns ein neues Gipfelkreuz mit Buch und eine herrliche Aussicht auf die Zillertaler Alpen.

 

Beim Abstieg verfolgt man den vom Aufstieg bekannten Weg. Bei der Überwindung der Felsplatte in der Schuttrinne können manchmal ungewöhnliche Mittel zum Ziel führen. Diese Schlüsselstelle der Tour stellte mich beim Abstieg vor arge Probleme, denn über die glatte Platte rann das Wasser. Meine Sohlen fanden keine ausreichende Reibung. Nach einigen erfolglosen Versuchen warf ich schließlich den Rucksack herunter und rutschte die Platte einfach auf dem Hosenboden ab. Das ging verblüffend leicht, geradezu kinderleicht. Ich wollte diese Möglichkeit hier wenigstens erwähnen, denn auf so eine Lösung kommen kletternde Erwachsene manchmal nicht, eher schon die Kinder!

 

© Ulrich Clashausen