Von der Oberen Mooshütte über das Zwenberger Törl (2760 m) zum Arthur-von-Schmid-Haus Schwierigkeit: T4+
Der zweite Teil des Reißeck-Höhenwegs steigert die Eindrücke des ersten Teils noch einmal erheblich. Der achtstündige Übergang von der Mooshütte zum Arthur-von-Schmid-Haus ist die große „Königsetappe“ des Reißeck-Höhenwegs. Vor
allem zwischen Zwenberger Scharte, Zwenberger Törl und Kaponigtörl hat man es mit einer „Alpinwanderung“ zu tun, die sich eher für Bergsteiger als für reine Bergwanderer eignet. Selbst bei
schneefreien, trockenen und nebelfreien Bedingungen braucht es absolute Trittsicherheit, Orientierungsfähigkeit, tadellose Kondition und hochalpine Erfahrung mit Steilschrofen und
Blockklettereien. Bei meiner Frühsommertour am 3. Juli 2013 präsentierte sich dieser Abschnitt als Hochtourengelände: Die Firnrinnen in dem bis 50° steilen Osthang der Tristenspitze stufte ich
als mäßig schwierige Hochtour (WS+) ein! Daher mein Rat: Die Altschneefelder sollten vor einer Begehung weitgehend abgeschmolzen sein.
Wegen der außergewöhnlichen Länge des Höhenwegs sollte man sich dort auch nicht von Schlechtwetter überraschen lassen. Über dem nahen Möll- und Drautal erhitzt sich die Luft im Sommer stark und begünstigt die Gewitterbildung über dem Reißeckgebiet. Überhaupt ist es bei unsicherem Wetter besser, ganz auf die große Etappe des Höhenwegs zu verzichten. Zumal im Notfall kaum mit der Hilfe anderer Wanderer zu rechnen ist: Der Weg wird nicht oft begangen.
Als Notunterschlupf bildet das Kaponig-Biwak den einzigen Zufluchtsort. Bei meiner Begehung der „Königsetappe“ am 3. Juli 2013 konnte ich mich dort anderthalb Stunden vor einem Frontdurchgang in Sicherheit bringen. Für die ungemütliche Biwak-Übernachtung hatte ich mich mit einem warmen Schlafsack und einer Isomatte als Unterlage extra ausgerüstet. Um die Strecke von der Mooshütte zum Kaponig-Biwak rechtzeitig vor den Gewittern hinter mich zu bringen, waren bei dem tiefen Schnee ein früher Aufbruch um fünf Uhr, ein konsequent zügiges Gehtempo und ständige Wetterbeurteilung notwendig. Das Wetter hielt sich zum Glück an meine Einschätzungen.
Zum Schluss noch ein Hinweis zu den Ortsnamen: Die Zuordnung der Begriffe „Zwenberger Scharte“ und „Zwenberger Törl“ ist nicht einheitlich, jede der beiden Scharten trägt gewissermaßen beide Namen. Ich habe mich hier an die Namensgebung der aktuellen Kompass-Karte gehalten.