Reißeck-Höhenweg 2. Teil

Von der Oberen Mooshütte über das Zwenberger Törl (2760 m) zum Arthur-von-Schmid-Haus

Schwierigkeit:  T4+

 

Bewertung:  T4+

„Alpinwanderung“, die ausgezeichnete Trittsicherheit, sehr gute Kondition und hochalpine Allround-Erfahrung auf Blockgraten, Steilschrofen und Firnfeldern erfordert. Trotz durchgängiger Farbmarkierungen ist ein grundlegendes Orientierungsvermögen wichtig. Insgesamt sollte der Höhenweg nur von hochalpin wirklich erfahrenen Bergwanderern in gutem Trainingszustand angegangen werden, also von Bergwanderern, die auch Bergsteiger sind. Trifft man im bis zu 50° steilen Osthang der Tristenspitze auf Altschneefelder, nimmt die Tour schnell den Charakter einer echten Hochtour an: mit Schwierigkeiten bis zu WS+ (mäßig schwierige Hochtour)!

 

Ausrüstung: Für die Mooshütte temperaturabhängig Hüttenschlafsack oder Schlafsack sowie Gaskocher und Verpflegung. Für eine Übernachtung auf dem Fußboden des Kaponig-Biwaks benötigt man einen warmen Schlafsack und im Falle einer zweiten Person auch eine Schlafsack-Unterlage. Bis in die zweite Julihälfte sind im 2. Teil des Reißeck-Höhenwegs Eispickel und Steigeisen erforderlich.

 

Routenverlauf:

1. Etappe: Obere Mooshütte – Zwenberger Scharte – Zwenberger Törl – Kaponigtörl - Oberer Pfaffenberger See – Kaponig-Biwak – Seeschartl – Arthur-von-Schmid-Haus.

2. Etappe: Arthur-von-Schmid-Haus – Parkplatz Dösener Tal – Bahnhof Mallnitz/Obervellach.

 

Höhenunterschiede:

1. Etappe: 650 Höhenmeter im Aufstieg, 700 Höhenmeter im Abstieg.

2. Etappe: 1080 Höhenmeter im Abstieg.

 

Gehzeiten:

1. Etappe:  8:00 Std.  (5:00 Std. bis zum Kaponig-Biwak).  

2. Etappe:  2:45 Std.  (2:00 Std. bis zum Parkplatz Dösener Tal).

 

Ausgangspunkt: Obere Mooshütte (2320 m).

 

Unterkünfte:

Obere Mooshütte (2320 m); Selbstversorgerhütte des ÖAV Spittal/Drau, nur mit AV-Schlüssel zugänglich, 8-10 Matratzenlager, reichlich Decken, Ofen/Herd mit Brennholz, elektrisches Licht, Strom, Wasserkocher, viele Töpfe und Pfannen, viel Geschirr und Besteck, fließend Wasser, WC mit Spülung und Toilettenpapier. Abstiegsmöglichkeit über den gesicherten Steig am Geißrücken (etwas Schwindelfreiheit erforderlich, bei Nässe heikel) zur Zandlacher Hütte (1527 m) und weiter nach Kolbnitz (613 m) im Mölltal in 4:00 Std. (Stand Juni 2020)

 

 

Kaponigbiwak (2537 m); Notunterkunft des ÖAV Graz – St. G.V. mit wenigen Decken, einer Schlafsack-Unterlage und zwei Bänken, aber keinen Schlafplätzen! (Stand 2017)

 

Arthur-von-Schmid-Haus (2275 m); ÖAV Graz; Tel. 0043 / 664 / 1122827.

 

Ziel: Bahnhof Mallnitz/Obervellach (1179 m). Von dort mit dem Zug nach Badgastein bzw. Salzburg oder nach Spittal an der Drau bzw. Klagenfurt. Oder vom Bahnhof Mallnitz/Obervellach mit den Buslinien 5114 (bis Obervellach) und 5108 (ab Obervellach) nach Spittal an der Drau.

 

 

Der Wegverlauf: Von der Oberen Mooshütte (2320 m) steigt man mehr oder weniger weglos auf zur Staumauer des Hochalmsees (Stapnigsee) und überquert sie in nordwestlicher Richtung. Über erstes anspruchsvolles Steilgelände kommt man hinauf zur Zwenberger Scharte (2646 m; auch „Zwenberger Törl“ genannt), an der man dreißig Meter oberhalb vorbeizieht. Weiter leicht ansteigend steuert man auf den waagerechten Verbindungsgrat zwischen Riekenkopf und Tristenspitze zu. Man ersteigt ihn und überklettert ihn (1. Grad) bis zum Zwenberger Törl (2760 m; auch als „Zwenberger Scharte“ bezeichnet) am Fuße der beeindruckenden Tristenspitze, wobei der mittlere Gratabschnitt links unterhalb (also südlich) umgangen wird. Nach diesem landschaftlichen Höhepunkt folgt der alpinistische: Die Querung der äußerst steilen, brüchig-schrofigen Osthänge der Tristenspitze (1. Grad; bis in die zweite Julihälfte sind Firnfelder bis 50° zu erwarten).

 

Hat man das Kaponigtörl (2690 m) erreicht, wird es leichter. Auf der Westseite der Scharte steigt man bis zum Oberen Pfaffenberger See (2539 m) ab und beginnt dort mit dem Wiederaufstieg zum Kaponig-Biwak (2576 m). Die spartanische Notunterkunft ist vor allem bei eintreffendem Schlechtwetter eine Hilfe. Länger als gedacht zieht sich dann der Weg im Auf und Ab (eine mit Sicherungsseil versehene Rinne) zum Seeschartl (2638 m). Gut markiert, aber steil leiten Felsplatten, Bänder und Blockschutt, oft auch noch ein mäßig steiles Firnfeld, hinab zum Dösener See und zum vielleicht schon herbeigesehnten Arthur-von-Schmid-Haus (2275 m).

 

Der letzte Tag der Höhenwanderung gilt dem Abstieg nach Mallnitz. Nach der abenteuerlichen Reißeck-Durchquerung kann man den Abschied mit einem Spaziergang am großen Dösener See noch etwas hinauszögern. Mal liegt er träumend unter heißer Sonne, mal kräuseln sich die Wellen im scharfen Westwind. In den ersten Julitagen des Jahres 2013 trieben sogar noch die Eisschollen des vergangenen Winters an seiner Oberfläche. Der See und seine Hütte sind auch ein beliebtes Ziel für Tageswanderungen vom Talort Mallnitz. Den Tagesbesuchern entgegengehend genießt man den bequemen Abstiegsweg durch das Dösener Tal. Nach malerischen Plätzen um die Dösener Hütten und am Ufer der Konradlacke erreicht man den Parkplatz im Dösener Tal (1449 m), wo man in den Wanderbus Mallnitz – Wolliger Hütte steigen oder aber den Weg zu Fuß fortsetzen kann. Am Bahnhof Mallnitz/Obervellach (1179 m) kehrt man, um echte und urtümliche Erlebnisse bereichert, in die Zivilisation zurück.

 

 

© Ulrich Clashausen