Von Obervellach über die Stranigalm zum Moosboden (1949 m) Schwierigkeit: T2+
Das Kaponigtal (Betonung auf der zweiten Silbe: Kapónig) hat bei mir keine Erwartungen erfüllt, ich hatte keine. Aus dem Mölltal hatte ich einen engen, bewaldeten Einschnitt gesehen, in den das Kaponigtal ausmündet: Ein enger Graben, eher dunkel und unansehnlich, war mein Eindruck. Dann kam ich einmal herauf zur Stranigalm, die allerdings immer noch keine Sicht auf das innere Kaponigtal bot. Ich freute mich über die Gastwirtschaft (inzwischen bietet die Stranigalm auch Übernachtungsmöglichkeiten an) und dachte, dass ich eines Tages vielleicht höher hinaufsteigen würde. Am 28. Juni 2020 war es dann soweit und ich brach zur Erkundung des Kaponigtals auf.
Die Wanderung hat zunächst einen äußeren Abschnitt mit Blick ins Mölltal. Ab der Stranigalm dringt man in das innere Kaponigtal vor und dort wird es mit jedem Meter schöner. Neben halb zerstörten Wäldern, die in einer der Lawinenbahnen liegen, finden sich parkähnliche Bach- und Wiesenidyllen. Mal wild, mal heimelig. Am Moosboden endet die hier beschriebene Wanderung mit einem hochalpinen Talschluss, der zugleich schön und einschüchternd ist. Weiter ging ich nicht. Aus dem höchstgelegenen Grün des Mittelgebirges blickte ich hinauf zu den kantigen Felsbergen der Reißeckgruppe und kehrte ins Tal zurück. Ich habe gestaunt über den Moosboden des Kaponigtals und nach meiner Rast (die durch andauerndes Fotografieren etwas unruhig geriet) fiel mir wieder ein, wie nichtssagend und unansehnlich das Kaponigtal nach außen wirkte, zum Mölltal hin. Niemals hätte ich mit einem solchen Landschaftsjuwel gerechnet!
Die Wanderung ins Kaponigtal ist also sehr zu empfehlen. Etwas Trittsicherheit erfordert nur der letzte Abschnitt, der über einen typischen Bergsteig erfolgt. Mit dem Ausgangspunkt am Ex-Bahnhof Obervellach (1050 m; Parkplatz) sind 950 Höhenmeter zu bewältigen, wer sein Auto den Pfaffenberg hinauflenkt (1382 m; kleiner Parkplatz) hat 620 Höhenmeter vor sich.