Hochalmspitze  (3360 m)

Aufstieg am Detmolder Grat - Abstieg über die Steinernen Mandln                                                                                                      Schwierigkeit: WS+

Hochalmspitze - Hochalmspitze vom Gipfel der Schneewinkelspitze -  Bergtour, Detmolder Grat, Steinerne Mandln
Die Hochalmspitze (3360 m) vom Gipfel der Schneewinkelspitze (3016 m): Links das westseitige Winkelkees, rechts die südlichen Karbuchten mit dem Trippkees. Auf der rechten Seite zeichnen sich die beiden Steinernen Mandln gegen den Himmel ab.

 

 

Weit im Osten der Hohen Tauern, wo nicht mehr die Höhenmarken der Glockner- und Venedigergruppe erreicht werden, erhebt sich noch einmal ein Berg, der von allen vier Seiten vergletschert ist und dessen Gipfel deutlich über 3300 Meter aufragt. Ein mächtiger, breit gelagerter Berg: die „Tauernkönigin“ Hochalmspitze. Auffallend sind die kompakten Plattenschüsse aus hartem Gneis, die in breiter Front zu den Eisfeldern abfallen. Neben den zwei Gletscherwegen von der Osnabrücker Hütte und der Villacher Hütte - jeweils über das Hochalmkees - sind es zwei Felsgrate, die als Hauptanstiege begangen werden: Der als „Detmolder Grat“ gesicherte Südwestgrat ist seit 2013 ein durchgängiger Klettersteig, der Südostgrat über die Steinernen Mandln („Rudolstädter Weg“) weist neben gesicherten Strecken auch kurze freie Kletterstellen und vor allem eine schwierige Eispassage auf. Ausgangspunkt ist jeweils die südlich gelegene Gießener Hütte.

 

Die Verbindung der beiden Felsgrate zu einer Überschreitung ist wahrscheinlich – nach dem Glockner-Normalweg – Kärntens zweitbegehrteste Hochtour. Auch die recht hohen und anhaltenden Anforderungen kann man mit jenen des Großglockner-Normalwegs vergleichen. Die mäßig schwierige Hochtour verläuft zwar überwiegend als Klettersteig, verlangt aber trotzdem die Allround-Erfahrung des Bergsteigers. Dazu kommen die alles andere als bequemen Blockhalden und Moränen, in denen sich Zu- und Abstieg abspielen. Es ist ein „hartes“ Gelände hier oben und es fordert einem einiges an Kraft und Konzentration ab. Die „Tauernkönigin“ erweist sich als ein ganz schön spröder und kantiger Berg.

 

Welche Route ist für den Aufstieg und welche für den Abstieg vorteilhaft? Darauf gibt es keine allgemein gültige Antwort. Man sollte sich fragen, ob man den schneidigen Detmolder Grat lieber im Auf- oder Abstieg bewältigt. Im Aufstieg kostet er mehr an Armkraft, im Abstieg fällt vielleicht die Suche nach Tritten schwerer und man blickt nach unten, in die Tiefe. Die gleiche Frage gilt dem äußerst steilen Firnfeld unter den Steinernen Mandln, das morgens oft harten Firn aufweist und zum Nachmittag hin aufweicht. An heißen Tagen ist man dort morgens im Aufstieg vielleicht besser aufgehoben – mit Steigeisen natürlich. Und im Spätsommer, wenn das Eis des Firnfelds ausapert, können sich die Verhältnisse an den Steinernen Mandln so verschlechtern, dass man den Südostgrat (Rudolstädter Weg) sowieso lieber meiden möchte. Für die eigene Entscheidung braucht man jedenfalls aktuelle Informationen (Hüttenwirt, Bergsteiger-Wetterbericht, Bergsteiger-Foren im Internet) unmittelbar vor der Tour. Am 29. Juli 2016 entschied ich mich bei guten Firnverhältnissen für einen Abstieg über den Südostgrat und die Steinernen Mandln.

Hochalmspitze - Gießener Hütte vor Reißeckgruppe -  Bergtour, Detmolder Grat, Steinerne Mandln
Früh morgens brach ich von der Gießener Hütte (2203 m; links) auf. Im Süden der Zaubernock (mit dem Schwalbenkees), Riekenkopf und Tristenspitze.
Hochalmspitze - Schneewinkelspitze und Seebachtal - Bergtour, Detmolder Grat, Steinerne Mandln
Bevor es zur Hochalmspitze ging, mutete ich mir einen Abstecher auf die Schneewinkelspitze (3016 m; links) zu. Hinten die Maresenspitze, unten das Seebachtal.
Hochalmspitze - Lassacher Winkelscharte -  Bergtour, Detmolder Grat, Steinerne Mandln
Auf dem Weg zur Lassacher Winkelscharte (2862 m; rechts verdeckt), an der ich wieder in den Aufstiegsweg zum Detmolder Grat einmündete. Dieser führt über Blockschuttgelände auf den breiten Pult des Winkelspitz (3112 m; Mitte).
Hochalmspitze - Trippkees -  Bergtour, Detmolder Grat, Steinerne Mandln
Das Trippkees – seit dem Ausbau des Detmolder Grats (2013) wird es nicht mehr betreten. Rechts oben am Grat sind die beiden Steinernen Mandln zu erkennen.
Hochalmspitze - Detmolder Grat Einstieg -  Bergtour, Steinerne Mandln, Gießener Hütte
An der Oberen Winkelscharte (3150 m) kommt der Gipfel der Hochalmspitze in Sicht. Links in den Felsplatten beginnen bereits die Sicherungen des Detmolder Grats.
Hochalmspitze - Detmolder Grat Sicherungen - Bergtour, Steinerne Mandln, Gießener Hütte
Die Stahlseile des Detmolder Grats meiden die schattige Nordseite zum Winkelkees (links) und bleiben meist auf der Südseite (rechts).
Hochalmspitze - Detmolder Grat zum Gipfel -  Bergtour, Steinerne Mandln, Gießener Hütte
Die letzten Meter am Detmolder Grat. Die Schneewinkelspitze hatte Zeit gekostet und so vermasselten mir die Quellwolken schließlich die Aussicht vom „Hochalmer“.
Hochalmspitze - Südostgrat zu den Steinernen Mandln -  Bergtour, Detmolder Grat, Gießener Hütte
Beim Abstieg am Südostgrat kam ich heraus aus den Wolken. In der Ferne die zwei Steinernen Mandln: Dort wendet man sich nach rechts und steigt nach Süden ab.
Hochalmspitze - Preimelspitze Hochalmkees - Bergtour, Steinerne Mandln, Gießener Hütte
Auf der anderen Seite des Hochalmkees erheben sich rechts der Preimelspitz (3133 m) und links dahinter der Oberlercherspitz (3107 m).
Hochalmspitze - Steinerne Mandln - Bergtour, Detmolder Grat, Gießener Hütte
Die Steinernen Mandln kommen näher, Drahtseile (Schwierigkeit B-C) leiten in die Scharte vor den beiden Felstürmen. Das Hochalmkees (links) wird nicht betreten.
Hochalmspitze - Firnfeld unter den Steinernen Mandln - Bergtour, Detmolder Grat, Gießener Hütte
In der Südflanke der Steinernen Mandln stößt man auf ein spaltenfreies, aber bis 50° steiles Firnfeld, das solide Technik und Hochtourenerfahrung verlangt.
Hochalmspitze - Steinerne Mandln über dem Trippkees -  Bergtour, Detmolder Grat, Gießener Hütte
Einer dick, einer dünn - die Steinernen Mandln von unten. Nach dem Firnfeld kommen keine schwierigen Stellen mehr, doch das Gelände bleibt mühsam, bis man kurz vor der Gießener Hütte wieder auf einen guten Steig stößt.