Aufstieg am Detmolder Grat - Abstieg über die Steinernen Mandln Schwierigkeit: WS+
Weit im Osten der Hohen Tauern, wo nicht mehr die Höhenmarken der Glockner- und Venedigergruppe erreicht werden, erhebt sich noch einmal ein Berg, der von allen vier Seiten vergletschert ist und dessen Gipfel deutlich über 3300 Meter aufragt. Ein mächtiger, breit gelagerter Berg: die „Tauernkönigin“ Hochalmspitze. Auffallend sind die kompakten Plattenschüsse aus hartem Gneis, die in breiter Front zu den Eisfeldern abfallen. Neben den zwei Gletscherwegen von der Osnabrücker Hütte und der Villacher Hütte - jeweils über das Hochalmkees - sind es zwei Felsgrate, die als Hauptanstiege begangen werden: Der als „Detmolder Grat“ gesicherte Südwestgrat ist seit 2013 ein durchgängiger Klettersteig, der Südostgrat über die Steinernen Mandln („Rudolstädter Weg“) weist neben gesicherten Strecken auch kurze freie Kletterstellen und vor allem eine schwierige Eispassage auf. Ausgangspunkt ist jeweils die südlich gelegene Gießener Hütte.
Die Verbindung der beiden Felsgrate zu einer Überschreitung ist wahrscheinlich – nach dem Glockner-Normalweg – Kärntens zweitbegehrteste Hochtour. Auch die recht hohen und anhaltenden Anforderungen kann man mit jenen des Großglockner-Normalwegs vergleichen. Die mäßig schwierige Hochtour verläuft zwar überwiegend als Klettersteig, verlangt aber trotzdem die Allround-Erfahrung des Bergsteigers. Dazu kommen die alles andere als bequemen Blockhalden und Moränen, in denen sich Zu- und Abstieg abspielen. Es ist ein „hartes“ Gelände hier oben und es fordert einem einiges an Kraft und Konzentration ab. Die „Tauernkönigin“ erweist sich als ein ganz schön spröder und kantiger Berg.
Welche Route ist für den Aufstieg und welche für den Abstieg vorteilhaft? Darauf gibt es keine allgemein gültige Antwort. Man sollte sich fragen, ob man den schneidigen Detmolder Grat lieber im Auf- oder Abstieg bewältigt. Im Aufstieg kostet er mehr an Armkraft, im Abstieg fällt vielleicht die Suche nach Tritten schwerer und man blickt nach unten, in die Tiefe. Die gleiche Frage gilt dem äußerst steilen Firnfeld unter den Steinernen Mandln, das morgens oft harten Firn aufweist und zum Nachmittag hin aufweicht. An heißen Tagen ist man dort morgens im Aufstieg vielleicht besser aufgehoben – mit Steigeisen natürlich. Und im Spätsommer, wenn das Eis des Firnfelds ausapert, können sich die Verhältnisse an den Steinernen Mandln so verschlechtern, dass man den Südostgrat (Rudolstädter Weg) sowieso lieber meiden möchte. Für die eigene Entscheidung braucht man jedenfalls aktuelle Informationen (Hüttenwirt, Bergsteiger-Wetterbericht, Bergsteiger-Foren im Internet) unmittelbar vor der Tour. Am 29. Juli 2016 entschied ich mich bei guten Firnverhältnissen für einen Abstieg über den Südostgrat und die Steinernen Mandln.