Zaubernock (2944 m)

Vom Hochalmsee über den Westgrat

Schwierigkeit:  ZS-

Zaubernock - Normalweg Routenverlauf - Bergtour, Obere Mooshütte, Reißeckgruppe, Kärnten
Der Zaubernock mit dem „Normalweg“ von der Oberen Mooshütte. Im Vordergrund der Hochalmsee, links oben gibt das „G“ die Position der Gwändscharte (2775 m) an.

 

Bewertung:  ZS-

Ziemlich anspruchsvolle Fels- und Hochtour aufgrund der letzten 11 Meter Kletterei am Hauptgipfel. Dort verlangt der feste, aber annähernd senkrechte Fels (2. Schwierigkeitsgrad mit Stellen bis 3-) ausreichende Kletterkenntnisse und Seilgebrauch. Aufgrund der Ausgesetztheit können sich nur besonders schwindelfreie und absolut sichere Kletterer einen seilfreien Auf- und Abstieg am Hauptgipfel zutrauen. Wer sich auf den nordwestlichen Gipfelturm (ca. 2943 m) beschränkt, muss „nur“ eine „Alpinwanderung“ im Schwierigkeitsgrad T4 bewältigen: Die bis 35° steilen Blockschutthalden (im Juni leichter zu gehen bei Firnbedeckung) sowie die kurzen Kletterstellen 1. Grades am Westgrat und am NW-Gipfel verlangen absolute Trittsicherheit, gute hochalpine Erfahrung, selbständige Orientierung und Vorsicht im stellenweise instabilen Blockwerk. Im Juni 2020 konnte ich oberhalb von 2500 Metern – allerdings bei Firnlage - keinerlei Markierungen oder Trittspuren ausmachen.

 

Ausrüstung: Seil für die letzten 11 Meter am Hauptgipfel und eine „Opferschlinge“ für ein eventuelles Abseilen (falls Abseilen dort möglich ist). Das Seil wird am nordwestlichen Gipfelturm nicht benötigt. Im Frühsommer Eispickel mitnehmen. Für die Selbstversorgerhütte braucht man einen AV-Schlüssel, einen Schlafsack und Verpflegung (eventuell einen Gaskocher mitnehmen).

 

Routenverlauf: Obere Mooshütte – Hochalmsee – Gwändscharte – Westgrat - Zaubernock – Abstieg zur Oberen Mooshütte auf derselben Route.

 

Höhenunterschiede:  630 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten:  6:00 Std.  (Aufstieg in 3:30 Std., Abstieg in 2:30 Std.)

 

Anfahrt: Auf der Tauernautobahn A10 (E55) bis zum Knoten Spittal/Drau – Millstädter See, dann das Mölltal auf der Bundesstraße 15 km hinauf bis Kolbnitz (613 m; Gemeinde Reißeck; Haltestelle der Postbuslinie 5108 von Spittal an der Drau). Von Kolbnitz mit dem PKW hinauf zum Parkplatz der Zandlacher Hütte (ca. 1500 m) im Riekental oder zu Fuß in 3:00 Std..

 

In der Zandlacher Hütte (1527 m) besteht Übernachtungsmöglichkeit (Tel. 0043/676/7887125).

 

Ausgangspunkt: Obere Mooshütte (2320 m); sehr gut ausgestattete Selbstversorgerhütte des ÖAV Spittal/Drau, nur mit AV-Schlüssel zugänglich; 8-10 Matratzenlager, reichlich Decken, Ofen/Herd mit Brennholz, elektrisches Licht, Wasserkocher, viele Töpfe und Pfannen, viel Geschirr, WC mit Spülung und Toilettenpapier (Stand: 2020).

Zustieg von der Zandlacher Hütte (1527 m) auf Weg Nr. 572A durch das Riekental, über den sehr steilen, gut gesicherten Steig am Geißrücken (etwas Schwindelfreiheit erforderlich, bei Nässe heikel) und über die Untere Mooshütte in 2:30 Std..

 

 

Der Wegverlauf: Von der Oberen Mooshütte (2320 m) wenige Meter bergauf zu den Gleisen der Reißeck-Werksbahn und dem Reißeck-Höhenweg nach links in mäßiger Steigung folgen. Man erreicht die Dammkrone des Hochalmsees (2382 m) und verlässt den markierten Höhenweg. Der Hochalmsee wird auf seiner rechten Seite (Südufer) umgangen (wenige Steinmänner). Am Ostufer steigt man zu einem ebenen Plateau (2410 m) auf und erkennt in 400 Metern Entfernung eine tiefeingeschnittene, markante Rinne, durch die man in „die tiefe Karmulde unter den Seewänden“ gelangen kann.

Hinweis: Das Zitat ist von Rudolf Gritsch (“Führer durch die Kreuzeck-, Reißeck- und Sadniggruppe“, Rother Verlag 1977). Mit den „Seewänden“ meint der Autor die West- und Südwestwände von Zaubernock und Großem Stapnig.

Die markante Rinne wird auf Trittspuren der linken (nördlichen) Seite erstiegen. Das nächste Ziel ist der Grasbuckel zur Linken: Man ersteigt ihn entweder direkt oder indem man zunächst geradeaus in die erwähnte Karmulde unter den Seewänden vordringt und erst dort den Aufstieg nach links vollzieht. Wir erreichen also den Grashügel (2556 m) über der Rinne und finden uns auf einem weiten, erstaunlich flachen Plateau wieder. Das Folgende ist leichter zu gehen als zu beschreiben: In einem Linksbogen ausholend geht es in leichtem Gehgelände über etwa 100 Höhenmeter bergauf. Dann quert man nach rechts und gelangt auf eine nach links ansteigende Rippe, die uns trotz ihrer Flachheit in den weiten Karen auffallen müsste. Entlang dieser Rippe steigen wir in Richtung der u-förmigen Gwändscharte (2775 m) ungefähr 80 Höhenmeter höher. Dann biegen wir nach rechts in die weiten Blockhalden ein, die fast bis hinauf zum Zaubernock-Westgrat reichen. Die Gwändscharte lassen wir also links liegen ohne sie zu betreten. Auf 30° bis 35° steilen Firnfeldern oder (später im Jahr) im nicht immer stabil gelagerten Blockschutt geht es höher. Man peilt nun den Westgrat zur Linken an, dort, wo der Blockschutt oder Firn am höchsten hinaufreicht. Rechts (östlich) von Punkt 2852 der AV-Karte wird man schließlich den Grat erreichen. Am Westgrat (im Frühsommer überwächtet) oder wenig rechts von ihm steigen wir zunächst ohne Schwierigkeiten höher und genießen die Blicke zur Hochalmspitze (3360 m) und zur Ritterspitze (2912 m). Zunehmend drängen uns turmartige Felsen am Grat in die Flanke rechts ab, wo man sie umgehen kann (wenige Stellen 1. Grades, brüchige Passagen). Wir erreichen die bereits vom Hochalmsee sichtbaren drei Gipfeltürme des Zaubernocks.

 

Der „erste“, nordwestliche Turm (ungefähr 2943 m) wird mit wenigen Metern Kletterei (1. Grad) von seiner Rückseite (Südostseite) bestiegen. Der „zweite“, etwas niedrigere Turm eignet sich wegen seiner Schmalheit nicht für einen Gipfelaufenthalt. Wir wenden uns daher gleich dem „dritten“ Turm zu, der von einem Kreuz gekrönt wird und den Hauptgipfel (2944 m) bildet. Man quert dazu den „zweiten“ Turm auf der rechten Seite und weiter unter dem Hauptgipfel durch bis an seine Südostkante. Ab hier wird man sich mit dem Seil sichern: Von links steigen wir ein, machen einen Spreizschritt nach rechts (Stelle 2+) und klettern nach rechts aufwärts, wo wir die Südostkante in knapp fünf Metern Höhe erreichen. Nun queren wir auf einem ausgesetzten Band über mehrere Meter wieder nach links (2+). Über weitere drei Meter klettern wir leicht rechtshaltend auf den nächsten Vorsprung der Südostkante (möglichweise mit Schwierigkeiten bis 3-). Bis zum höchsten Punkt fehlen nur noch vier Meter und diese sind, dem Augenschein nach, leichter als das bisherige. Man erreicht den Hauptgipfel mit dem Kreuz.

 

© Ulrich Clashausen