Rothorn  (2620 m)

Überschreitung von Nordwest nach Südost

Schwierigkeit:  T4

Rothorn - Routenverlauf Überschreitung - Bergtour, Feldnerhütte, Kreuzeckgruppe, Kärnten
Das Rothorn (R) mit dem Aufstieg über das Glenktörl (G) und den nordwestlichen Vorgipfel (NW) sowie mit dem Abstieg von der ersten Scharte (S) am Südostgrat.

 

Bewertung: T4

„Alpinwanderung“, die absolute Trittsicherheit und Erfahrung im weglosen Alpingelände verlangt. Zwei Kletterstellen im 1. Schwierigkeitsgrad an der Aufstiegsroute von Nordwesten (T4), der Abstieg nach Südosten hat keine Kletterstellen und ist etwas leichter (T3+). Hauptaufgabe ist die Orientierung: Ab dem Glenktörl gibt es (fast) keine Trittspuren und keine Markierungen, daher ist eine völlig selbständige Orientierung gefordert, die im Bereich des Gipfelgrats und vor allem im unteren Teil des Abstiegs nicht immer einfach ist. Allerdings gibt es oft mehr als eine praktikable Durchstiegsmöglichkeit.

 

Ausrüstung: Normale Bergwanderausrüstung sowie Kompass und Karte.

 

Routenverlauf: Feldnerhütte – Glenktörl – nordwestlicher Vorgipfel – Rothorn – Scharte südöstlich des Rothorns – Feldnerhütte.

 

Höhenunterschiede: 470 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten: 4:15 Std. (2:15 Std. im Aufstieg, 2:00 Std. im Abstieg).

 

Anfahrt: Mit dem PKW bzw. Taxi ins Mölltal und ab Stall/Pußtratten ins Wöllatal oder ab Reißeck/Kohlstatt ins Teuchltal. Oder mit dem PKW bzw. Taxi ins Drautal bis Greifenburg und hinauf zum aufgegebenen Gasthof Edelweiß.

 

Ausgangspunkt: Feldnerhütte (2186 m); ÖAV Steinnelke (Wien); Kontaktaufnahme über Whatsapp und Whatsapp-Telefon unter 0043 / 676 / 7481172.

Zu erreichen aus dem Wöllatal ab dem Parkplatz unter dem Stausee (circa 1500 m) in 3:30 Std.,

aus dem Teuchltal ab dem Parkplatz unter’m Alpenheim (1170 m) in 5:30 Std,

aus dem Gnoppnitztal ab dem Gasthof Edelweiß (1091 m) in 5:30 Std..

 

 

Der Wegverlauf:

Von der Feldnerhütte (2186 m) steigt man auf einem markierten Steig zum Glenktörl auf. Dabei kommt man an zwei beschilderten Abzweigungen vorbei: Auf Höhe des Glanzsees (2180 m) zweigt links der Weg zum Lackentörl ab, 200 Meter höher (2296 m) ist es der Normalweg zum Kreuzeck, der nach rechts abbiegt. Wir halten uns an den Weg Richtung Hugo Gerbers Hütte bzw. zum Glenktörl. Im obersten Abschnitt weist der ansonsten gute Steig ein paar stufige und schrofige Stellen auf, die ihn für geübte Wanderer reservieren. Nach weniger als einer Stunde erreichen wir das Glenktörl (2457 m).

 

Auch hier folgen wir noch für wenige Meter dem Kreuzeck-Höhenweg und der Richtungsangabe „Hugo Gerbers Hütte“. Dann aber scheren wir nach links aus, um dem teils grasigen, teils blockigen Rücken zu folgen, der zum nordwestlichsten Punkt des Rothorn-Gipfelgrats hinaufzieht. Die Aufstiegsrichtung ab dem Glenktörl ist Südwest. Der Rücken ist auch ohne Trittspuren und Markierungen angenehm zu gehen, ist auch nur mäßig steil. Zum Schluss geht es über eine kurze Blockhalde ohne besondere Schwierigkeiten auf den nordwestlichen Vorgipfel (2615 m; Steinmann).

 

Wir folgen nun dem felsigen und gegliederten Nordwestgrat des Rothorns nach Südosten – den Hauptgipfel mit der sichtbaren Vermessungsstange haben wir bereits ins Auge gefasst. Für die grobe Orientierung kann man sagen, dass man im ersten Drittel auf dem Grat bleibt und anschließend den Grat links (nordöstlich) umgeht, bis man auf den letzten 30 Metern auf den Grat zurückkehrt.

 

Vom NW-Gipfel geht es also zunächst über die Blöcke auf der Kammlinie, von denen die meisten fest verkeilt sind. Auf die wenigen kippelnden Blöcke ist trotzdem zu achten. Langsam verliert man an Höhe, bis man auf ein steileres Grattürmchen stößt. Dieses kann rechts auf einem etwas ausgesetzten Grasband umgangen werden: Es ist die einzige Stelle, bei der man auf die rechte (südwestliche) Seite wechselt. In der Scharte „hinter“ dem Türmchen angekommen habe ich mich gegen die Überkletterung des Grates entschieden. Stattdessen bin ich den Grasbändern links unterhalb des Grates gefolgt. Nach geschätzten 50 Metern kommt man in die tiefste Scharte des NW-Grats (circa 2590 m).

 

Der Grat stellt uns dort eine unübersehbare, breite Felswand entgegen, die man am besten links (auf der Nordostseite) umgeht. Im Blick nach links erkennen wir in etwa 30 Metern Entfernung ein gezacktes Grattürmchen, das sich durch eine kleine Scharte vom Bergkörper absetzt. Diese kleine Scharte peilen wir jetzt an. Nach einigen Metern auf einem Gras- und Schuttband überwinden wir ein niedriges, sperrendes Mäuerchen (3 Meter 1. Grad) und steigen in steilem, nicht immer festem Gelände vorsichtig hinauf in das besagte Schärtchen. Die Stange am Hauptgipfel kommt wieder ins Blickfeld. Jenseits des Schärtchens queren wir - weiter auf der Nordostseite - auf breiten Grasbändern über etwa 60 Meter. Unterhalb eines dreieckigen Gratturms aus dunklem Fels - es ist der höchste Gratturm des Rothorns nach dem Hauptgipfel – beenden wir die Querung und steigen über Gras und Blöcke zur schmalen Scharte unmittelbar links des Gratturms auf (eine Stelle 1. Grades). Nun weiter über die Blöcke des Gipfelgrats, manchmal links ausweichend auf den Gipfel des Rothorns (2620 m; Vermessungsstange).

 

Auch beim Abstieg nach Südosten müssen wir auf Markierungen und Spuren verzichten. Wir schlagen die Richtung des langen Grats ein, der nach dem nahen Schwarzsteinkopf (2515 m) und dem Plattachkopf (2502 m) in der vier Kilometer entfernten Grafischen Tristen (2553 m) und der Hochtristen (2536 m) kulminiert. Als erstes steigt man in südlicher Richtung zu der breiten Mulde unter dem Gipfel ab. Vom Rand der Mulde kommt unterhalb bereits die erste Scharte des Südostgrats in Sicht. Dorthin steigen wir jetzt ab. Der steile Hang bietet zwei geröllgefüllte Rinnen an, die von einer teils schneidigen Rippe getrennt werden. Am besten meidet man die beiden Geröllrinnen und hält sich an das grasige und schrofige Gelände rechts (südlich) der rechten Geröllrinne. Auf den letzten Metern, bevor man die Scharte erreicht, überquert man die Geröllrinne nach links und gelangt über die Ausläufer der Rippe in die erste Scharte südöstlich des Gipfels (circa 2500 m).

 

Um auf schnellstem Wege zur Feldnerhütte zurückzukommen, verlassen wir nun den Südostgrat. Die Fortsetzung des Grates würde nach einer Kuppe in eine zweite, tiefere Scharte führen und über weitere Erhebungen und Scharten zum Schwarzsteinkopf. Wir steigen also nach links (Nordosten) in die große Schuttrinne hinab, die aufgrund ihrer Steilheit einige Trittsicherheit verlangt. In 2380 Metern Höhe wird es wieder flacher und es beginnen weite und unübersichtliche Grasflächen mit zahllosen Kuppen, Rinnen und kleinen Täler. In diesem Gelände gilt es wieder die markierten Wege zu erreichen. Obwohl es mit Sicherheit mehrere gute Möglichkeiten dazu gibt, schlage ich vor, die Richtung der Schuttrinne beizubehalten und ihre Fortsetzung in einem nach links biegenden Tal zu wählen. In dem sich bald wieder öffnenden Gelände wählt man die am wenigsten steilen Möglichkeiten und visiert schließlich ein großes alpines Moor mit Wollgras und einem in Mäandern fließenden Bach an. Dort angelangt überquert man den Bach am rechten (östlichen) Ende des Moors. Über flache Wiesenkuppen erreicht man über kurz oder lang den vom Glenktörl kommenden, markierten Steig. Auf ihm nach rechts in Kürze zur Feldnerhütte (2186 m).

 

© Ulrich Clashausen