Rosswandspitze  (3157 m)

Vom Stilluppgrund über das Aschaffenburger Biwak und die Westflanke

Schwierigkeit:   T5

Rosswandspitze - Normalweg, Routenverlauf - Bergtour, Stilluppgrund, Zillertaler Alpen, Tirol
Die Rosswandspitze mit ihrem westseitigen „Normalweg“ von der Lapenscharte gesehen. Der Gipfel rechts ist der südliche Vorgipfel, den man mit einem kurzen Abstecher besuchen kann.

 

Bewertung:   T5

Anspruchsvolle „Alpinwanderung“ für absolut trittsichere und gewandte Bergsteiger, die über ausreichend hochalpine Erfahrung verfügen. In den festen Felsen des Südgrats gibt es zwei kurze, nicht ausgesetzte Stellen im 2. Grad sowie eine ausgesetzte Passage im 1. Grad. Außerdem eine abschüssige und brüchige Schuttrampe, auf der man in der ersten Sommerhälfte einen 45° steilen Firnhang antrifft (im Frühsommer Hochtouren-Anforderungen im Schwierigkeitsgrad WS). Völlig selbständige Orientierung in weglosem und unmarkiertem Gelände.

 

Ausrüstung: Eispickel und Steigeisen in der ersten Sommerhälfte, einen warmen Schlafsack und einen Gaskocher für die Übernachtung im Biwak.

 

Routenverlauf:  Aschaffenburger Biwak – Aschaffenburger Höhenweg – Westflanke – Südgrat – Rosswandspitze – Südgrat – Westflanke - Aschaffenburger Höhenweg – Kasseler Hütte.

 

Höhenunterschiede: 1260 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten:  8:30 Std.  (4:00 Std. zum Gipfel,  4:30 Std. für den Abstieg zur Kasseler Hütte).

 

Anfahrt: Von Jenbach im Inntal mit dem PKW oder mit der Zillertalbahn nach Mayrhofen. Von dort Auffahrt mit dem Shuttle-Bus in den Stilluppgrund bis zur Grüne-Wand-Hütte (1436 m).

 

Ausgangspunkt: Aschaffenburger Biwak (2135 m) am Aschaffenburger Höhenweg (Siebenschneidensteig). Ab etwa Mitte Juli bis etwa Anfang Oktober offen, vier schmale Matratzenlager, wenige Decken, Platz für weitere Personen auf dem Boden, keine Kochgelegenheit. Wasser in 15 Minuten am Höhenweg zur Kasseler Hütte. Zu erreichen in 4:00 Std. ab Grüne-Wand-Hütte (1436 m) über den Hüttenweg der Kasseler Hütte, zum Schluss über den Aschaffenburger Höhenweg.

 

Ziel: Kasseler Hütte (2178 m); DAV Kassel; Tel. 0043 / 664 / 4016033.

 

Der Wegverlauf: Vom Aschaffenburger Biwak (2135 m) am Weißkarjöchl folgt man leicht absteigend dem Aschaffenburger Höhenweg in Richtung Kasseler Hütte, bis in die Nähe des Rosswand benannten Felsriegels. An geeigneter Stelle verlässt man den markierten Wanderweg nach links (Westen). Durch einen mit Alpenrosen bedeckten Gürtel steuert man weglos auf die steilen Nordwände der Rosswand zu. In ihrem Schatten gewinnt man zunehmend mühsam an Höhe. Nachdem einige Gletscherschliffplatten (in etwa 2600 m) Abwechslung brachten, müht man sich einen steilen Schutthang hinauf. Eine Verschnaufpause gewährt erst der flache Auslauf des ersten großen Schneefelds (ca. 2900 m).

 

Die Rosswandspitze wendet uns hier ihre fast senkrechte Südwestwand zu. An ihrem Fuße fädelt man in die bereits erahnte schräge Schuttrampe ein, die von links unten nach rechts oben zum Grat hinaufführt. Die beachtliche Steilheit (ca. 45°) und die Brüchigkeit machen die etwa 120 Höhenmeter der Rampe zum heikelsten Teil der Besteigung. Leicht abgekämpft betritt man eine ausgedehnte Verebnung, die bis in den Spätsommer hinein vom zweiten Schneefeld ausgefüllt wird. Über den flachen Firn gelangt man in Kürze auf  den Gratsattel (ca. 3080 m) zwischen dem Hauptgipfel links und dem südlichen Vorgipfel rechts (3112 m; lohnender kurzer Abstecher).

 

Der am Sattel ansetzende Südgrat des Berges ist ein idealer Zillertaler Blockgrat aus festem Gneis. Auf den ersten 50 Höhenmetern bleibt man auf der Gratschneide, ohne auf besondere Schwierigkeiten zu stoßen (1. Grad). Nach Erkletterung einer luftigen Kante (1. Grad) weicht man links in die Westseite des Grates aus und stößt dort auf zwei kurze, aber nicht ausgesetzte Stellen im zweiten Schwierigkeitsgrad. Nachdem man sich zuletzt durch ein Loch zwischen überhängenden Blöcken gequetscht hat, betritt man den lediglich von den Überresten eines Holzkreuzes überragten Gipfel (in 2011 kein Gipfelbuch). Dort ist zu spüren, wie selten dieser Ort von Menschen betreten wird.

 

Im Abstieg bleibt man der Aufstiegsroute treu, bis man die Markierungen des Aschaffenburger Höhenwegs erreicht. Dort wendet man sich nach links und folgt der Höhenroute zur Kasseler Hütte (2178 m).

 

 

© Ulrich Clashausen