Riesernock  (2937 m)

Normalweg von der Alten Kasseler Hütte

Schwierigkeit:  T4+

 Der Riesernock mit dem Hauptgipfel (H), dem Südgipfel (S) und dem Verlauf des Normalwegs von der Alten Kasseler Hütte. Das südliche Kar, durch das die Route verläuft, wird auf dem Foto vom Südwestsporn des Berges verdeckt.

 

Bewertung:  T4+

„Alpintour“ mit einer leicht ausgesetzten Stelle im 2. Schwierigkeitsgrad und wenigen Stellen im 1. Grad. Absolute Trittsicherheit, etwas Schwindelfreiheit, Orientierungsfähigkeit und hochalpine Erfahrung erforderlich, um sich gleichermaßen sicher im Steilgrasgelände, auf unübersichtlichen Schuttbändern, an leichten Kletterstellen und auf einer instabilen Geröllhalde zu bewegen. Bei Nässe teilweise gefährlich. Orientierung auf längerer Strecke mit Hilfe kleiner Steinmännchen.

 

Ausrüstung: Normale Bergwanderausrüstung.

 

Routenverlauf: Alte Kasseler Hütte – Hochgallsee – Südwestsporn – Nordgrat – Riesernock - Rückkehr zur Alten Kasseler Hütte auf derselben Route.

 

Höhenunterschiede: 710 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten:  6:00 Std.  (3:45 Std. im Aufstieg, 2:15 Std. im Abstieg).

 

Anfahrt: Von Bruneck im Südtiroler Pustertal mit der Serbus-Linie 450 ins Tauferer Ahrntal bis nach Sand in Taufers, von dort weiter ins Reintal mit der Serbus-Linie 452 bis zur Haltestelle am Ortseingang von Rein in Taufers (nicht weiter hinauffahren bis zur Kirche).

PKW-Fahrer biegen hinter der Bushaltestelle rechts ab zum großen Parkplatz von Rein in Taufers.  

 

Ausgangspunkt: Alte Kasseler Hütte (2276 m; auch Hochgallhütte und Rifugio Roma genannt); Autonome Provinz Bozen (Südtirol); Tel. +39 / 0474 / 672550 oder +39 / 333 / 7238426.

 

 

Der Wegverlauf: Von der Kasseler Hütte (2276 m) folgen wir dem Arthur-Hartdegen-Weg (Steig Nr. 8) über etwa eine halbe Stunde. Nach Überquerung ausgedehnter Gletscherschliffplatten streift der Hartdegenweg den Fuß einer Moräne (die Stirnmoräne des Hochgallferners), wo wir auf ein Schild stoßen, dass den Abzweig zum „Hochgallsee“ markiert. Rote Farbmarkierungen, Steinmänner und gut sichtbare Trittspuren führen den Moränenhang hinauf. Oben erreichen wir ein Plateau mit dem Hochgallsee (circa 2540 m), der die Schmelzwasser des Hochgallferners sammelt. Ab hier gibt es nur noch sporadische Trittspuren und die Orientierung wird schwieriger. Wir halten nach links (Norden) auf die blockige Seitenmoräne zu und ersteigen sie (wenige kleine Steinmännchen). Dort blicken wir in das kesselartige Kar auf der Südseite des Riesernocks: Im Hintergrund des Kars erhebt sich der Hauptgipfel (2937 m), links der aus dieser Sicht dominierende Südgipfel (2874 m), der uns mit seinem Südwestsporn am nächsten liegt. Wir steuern den Fuß des Südwestsporns an, wo wir erneut auf Trittspuren und Steinmänner stoßen. Diese leiten uns auf der günstigsten Linie in das kesselartige Kar. Nach einigem Auf und Ab auf einem Band am Fuß der Felsen stoßen wir auf die Reste eines Plattenweges, der einst unter großen Mühen hier errichtet worden war (und zur Riesernockscharte führte).

 

Wir gelangen in die Mitte des Kars (circa 2660 m) und erblicken links des Südgipfels den schulterartigen Südwestsporn des Riesernocks. Zu diesem Zeitpunkt vermisste ich jegliche Orientierungshilfen und steuerte deshalb auf selbstgewähltem Weg nach links (nordwestlich) auf die Steilgrasrampe zu, die auf den Südwestsporn führt und die mit der beeindruckenden Wand des Südgipfels eine Art Verschneidung bildet. Zuerst geht es vorsichtig über das teils instabile Blockwerk, dann auf dem bis 45° steilen Grashang, wobei wir die weniger steilen Zonen ausnutzen. Anstrengend kommen wir hinauf auf die Schulter des Südwestsporns. Auf ihr steigen wir nach rechts an in Richtung einer kleinen Scharte (circa 2800 m), die links (westlich) unterhalb des Südgipfels liegt. Auf der kleinen Scharte finden wir ein Steinmännchen und blicken in die offene Nordwestseite des Riesernocks.

 

Über uns liegt nun die Schlüsselstelle der Tour, eine etwa vier Meter hohe, geneigte Felsplatte. Wir erklettern sie auf kleinen Reibungstritten (2. Schwierigkeitsgrad) entweder rechts, wo es ein bisschen schwieriger ist, oder links, wo man stärker die Ausgesetztheit spürt. Oberhalb der Platte erreichen wir eine zweite kleine Scharte mit Steinmännchen. Wenn wir dort in die Nordwestflanke von Süd- und Hauptgipfel blicken, erkennen wir die Möglichkeit eines Quergangs auf gleicher Höhe und in etwa 350 Metern Entfernung einen kleinen Nebengipfel, der mit dem Bergkörper des Riesernocks einen V-förmigen Einschnitt bildet. Bis unmittelbar vor den V-förmigen Einschnitt sollte man die Nordwestflanke queren, wenn man nicht in schwierigeres oder heikleres Gelände geraten will. Die Querung ist nicht besonders anstrengend, nur ganz selten einmal leicht ausgesetzt und ohne nennenswerte Kletterschwierigkeiten (wenige Stellen im 1. Grad, vereinzelte Steinmännchen). Das Auf und Ab auf den Bändern bringt kaum Höhenveränderungen, so dass die Querung praktisch auf derselben Höhe (circa 2810 m) endet. Man erkennt den Moment, an dem die Querung endet und der Aufstieg fortgesetzt wird, an einer auffallend roten Schutthalde und daran, dass wir uns unmittelbar vor dem Einschnitt und vor dem Nebengipfel befinden.

 

Sehr mühsam geht es nun in dem nachgiebigen, roten Schutt über etwa 30 Höhenmeter steil hinauf. Ein kleines Steinmännchen links auf den Felsen des Nordgrates kommt in Sicht. Die Freude darüber, aus dem Lockerschutt herausqueren zu können, wird noch gesteigert dadurch, dass man am Nordgrat meist recht guten Fels vorfindet, der sich angenehm ersteigen lässt (Stellen 1. Grades). Die Sicht weitet sich bereits nach Norden und nach Osten und eine Viertelstunde später betritt man den selten besuchten Gipfel mit freier Sicht auf die umliegenden Dreitausender.

 

Der Abstieg verläuft auf demselben Weg.

 

 

© Ulrich Clashausen