Pfunderer Höhenweg 2. Teil

Von der Brixner Hütte über das Joch in der Enge (2732 m) und die Gaisscharte zur Edelrauthütte

Schwierigkeit:   T4

 

Bewertung:  T4

"Alpinwanderung" mit einer 20 Meter hohen, sehr steilen Klettersteigpassage an der Gaisscharte. Diese Stelle setzt etwas Schwindelfreiheit und Gewandtheit voraus. Wer sie auf der Variante über die Valsscharte vermeidet, reduziert die Schwierigkeiten auf T3 (anspruchsvolle Bergwanderung). Gute Trittsicherheit ist trotzdem gefragt. Der Höhenweg ist durchgängig farbig markiert und besitzt als eigene Markierung einen roten Kreis mit weißer Innenfläche.

 

Ausrüstung: Normale Bergwanderausrüstung, im Frühsommer Eispickel. Für Ungeübte an der Gaisscharte auch ein Klettersteigset.

 

Routenverlauf:

4. Etappe:  Brixner Hütte – Joch in der Enge – Weitenbergtal – Obere Engbergalm

5. Etappe:  Obere Engbergalm – Dannelscharte – Abzweig Brenninger Biwak – Gaisscharte – Edelrauthütte

Variante zur 5. Etappe:  Obere Engbergalm – Dannelscharte – Brenninger Biwak – Weißsteintal – Valsscharte – Edelrauthütte.

 

Höhenunterschiede:

4. Etappe: 750 Höhenmeter im Aufstieg, 930 Höhenmeter im Abstieg.

5. Etappe: 970 Höhenmeter im Aufstieg, 550 Höhenmeter im Abstieg.

Variante zur 5. Etappe: 1380 Höhenmeter im Aufstieg, 960 Höhenmeter im Abstieg.

 

Gehzeiten:      

4. Etappe: 4:15 Std. (mit Besteigung der Wurmaulspitze: 5:45 Std.),

5. Etappe: 5:45 Std.   

Variante zur 5. Etappe: 6:45 Std. (davon bis zum Brenninger Biwak: 2:45 Std.).

 

Ausgangspunkt:  Brixner Hütte (2307 m) ; AVS Brixen; Tel. 0039 / 0472 / 547131.

 

Weitere Unterkünfte:

Obere Engbergalm (2123 m); privat bewirtschaftete Almhütte, circa zehn Matratzenlager, Übernachtung unbedingt vorher reservieren unter

Tel.: 0039 / 0472 / 868019.

Brenninger Biwak (2157 m); offen, unbewirtschaftet, mindestens 8 Matratzenlager, viele Decken, Ofen, reichlich Töpfe und Geschirr.

Edelrauthütte (2545 m; auch Eisbruggjochhütte und Rifugio Ponte di Ghiaccio genannt); Autonome Provinz Bozen; Tel. 0039 / 0474 / 653230.

 

 

Der Wegverlauf: Am vierten Tag, auf der Strecke von der Brixner Hütte (2307 m) zur Oberen Engbergalm, wählten wir eine Variante zur Hauptroute des Höhenwegs. Wir folgten dem markierten Steig zur Wurmaulspitze, der auf Höhe der Brixner Hütte nach Osten, dann nach Süden quert. Es folgte ein einstündiger Aufstieg in den langgezogenen Sattel des Jochs in der Enge (2732 m).

 

Hinweis: Hier kann man den schwachen Spuren folgen, die den Südhang der Wurmaulspitze (3022 m) hinaufziehen. In einer knappen weiteren Stunde erreicht man den Gipfel (Schwierigkeit T3).

 

Vom Joch in der Enge wendet man sich nach Osten und steigt die nordseitig ins Weitenbergtal abfallende Schuttrinne weglos ab. Zwar gibt es für trittsichere Bergwanderer keine besonderen Schwierigkeiten, doch sollte man in der Lage sein, ohne Spuren und Wegmarkierungen trittsicher zu gehen. Im Weitenbergtal trifft man auf den Güterweg und muss ihm bis unterhalb der Unteren Engbergalm (1800 m) folgen: Erst dort gibt es eine Brücke zur Überquerung des schluchtartigen Weitenbergbaches. Auf dem Wirtschaftsweg geht es dann in einer guten halben Stunde hinauf zur Oberen Engbergalm (2123 m), die bewirtschaftet ist und in der wir übernachteten.

 

Am fünften Tag steigt man in Richtung Kellerscharte auf und erreicht nach kurzer Zeit die von der Scharte kommende Hauptroute des Pfunderer Höhenwegs. Auf die Wegmarkierungen ist gut zu achten, da nur wenige Steigspuren zu erkennen sind. Nach kanpp zwei Stunden wird die Dannelscharte (2437 m) überschritten. Auf dem weiteren Weg kann man mit etwas Glück schöne Granatkristalle im Glimmerschiefer finden. Es folgt ein Anstieg durch abschüssige Grashänge und der Abzweig zum Brenninger Biwak, das 180 Meter tiefer liegt. Es handelt sich um einen ehemaligen Hirtenunterstand, der lawinensicher in den Hang hineingebaut wurde und vom Wanderweg oben kaum zu erkennen ist.

 

Es geht weiter auf dieser einsamen Etappe des Pfunderer Höhenwegs, der Aufstieg zielt in Richtung Gaisscharte. Hier ändert das Gebirge seinen Charakter, denn der Zillertaler Hauptkamm ist bereits nahe. Anstelle des brüchigen Schiefergesteins trifft man nun auf kristalline Gneise, die der Verwitterung mehr entgegenzusetzen haben. Auf dem Weg hinauf zur Gaisscharte (2720 m) beginnt daher das Hüpfen über die kantigen Blöcke, bevor man oben in der engen Scharte auf die „Schlüsselstelle“ des Pfunderer Höhenwegs trifft: Auf der Ostseite geht es über 20 Meter beinahe senkrecht in die Tiefe. Ketten und Eisenbügel sichern diesen Abschnitt, trotzdem kann die Stelle für ungeübte Wanderer zum unüberwindlichen Hindernis werden. Im Zweifelsfall sollte man sich mit einem Gurt und einem Klettersteigset ausrüsten oder ab dem Brenninger Biwak die einfachere Variante über die Valsscharte (2451 m) wählen. Zum Schluss der fünften Etappe quert man oberhalb des Eisbruggsees zur Edelrauthütte (2545 m) und kommt damit auch wieder unter Menschen.

 

 

© Ulrich Clashausen