Hörndl (2852 m) und Hochgasser (2922 m)

 Gratüberschreitung vom Hörndl zum Hochgasser

 Schwierigkeit:   T4+

Hörndl Hochgasser - Überschreitung, Routenverlauf - Bergtour, St. Pöltener Hütte, Felbertauern
Links das Hörndl (2852 m) mit der von links kommenden Nordwestroute und dem nach rechts ziehenden Südgrat. Am rechten Bildrand die tiefste Scharte vor dem Hochgasser.

 

Bewertung:  T4+

„Alpinwanderung“ mit kurzen, ausgesetzten Kletterstellen in brüchigem Gestein (1. Grad bis 2-), wobei teilweise verrostete Drahtseile zur Verfügung stehen. Die nicht instandgehaltenen Sicherungen kann man mit erhöhter Vorsicht noch benutzen (falls sie noch nicht entfernt wurden). Insgesamt eine Bergtour für absolut trittsichere Personen, die bereits Erfahrung und Sicherheit im Umgang mit morschem Untergrund erlangt haben. Ausdauer erforderlich. Farbig markiert bis auf den Hörndl-Hochgasser-Verbindungsgrat, der aber kaum Orientierungsprobleme verursacht, weil man die Gratlinie fast nie verlässt.

 

Die Schwierigkeiten verteilen sich folgendermaßen: Auf der Nordwestroute zum Hörndl gibt es ein mäßig steiles Schneefeld, eine kurze gesicherte Stelle und Kletterstellen im 1. Grad an den großen Blöcken des Hörndl-Gipfels. Der Abstieg über den Hörndl-Südgrat ist der schwierigste Abschnitt: Kletterstellen vom 1. Grad bis 2-. Am Hochgasser (Aufstieg über den Nordgrat, Abstieg am Westrücken) folgen keine Kletterstellen mehr.

 

Ausrüstung: Im Frühsommer Eispickel. Eine Seilsicherung am Hörndl-Südgrat ist aufgrund der Brüchigkeit kaum möglich.

 

Der Routenverlauf: St. Pöltener Hütte – Plattachsee – Schrankeckscharte – Nordwestroute - Hörndl – Hörndl-Südgrat – Hochgasser-Nordgrat – Hochgasser – Hochgasser-Westroute - Alter Tauern – St. Pöltener Hütte.

 

Höhenunterschiede: 1100 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten: 7:15 Std. (4:00 Std. bis zum Hörndl, 1:45 Std bis zum Hochgasser, 1:30 Std. bis zur Hütte)

 

Anfahrt: Von Mittersill im Pinzgau über die Felbertauernstraße und die rechts abzweigende Straße ins hintere Felbertal. Dort weiter bis zum großen Parkplatz am Hintersee.

 

Ausgangspunkt: St. Pöltener Hütte (2586 m); ÖAV St. Pölten; Tel. 06562 / 6265.

Zustieg vom Hintersee (1313 m) im Felbertal über den gut begehbaren Steig durchs Trudental (Steig Nr. 917) in 4:00 Std. oder in 3:30 Std. über den gesicherten Trassensteig (Steig Nr.917A; nicht bei Nässe gehen!).

 

 

Wegbeschreibung: Von der St. Pöltener Hütte (2481 m) am Felbertauern steigen wir am nordseitigen Hüttenweg – leider entlang von Hochspannungsmasten - talwärts. Nach Erreichen des schönen Plattachsees folgt bald ein Abzweig, an dem wir uns rechts, in Richtung Hintersee und Trudental halten (links geht es über den Trassensteig ebenfalls zum Hintersee). Ab dem Nassfeld, einer vom Bach durchzogenen Verebnung, führt der Steig horizontal weiter, bis wir ihn nach etwa anderthalb Stunden am Wegweiser „Hörndl über SchrankeckscharteH“ (ca. 2070 m) verlassen. Hier beginnt der Nordwestanstieg auf das Hörndl und wir müssen nun auf einen ausgetretenen Steig verzichten. Wir zweigen also rechts ab und ersteigen den Grashang mit Hilfe von Trittspuren und zahlreichen Markierungen bis zur Schrankeckscharte (2329 m), wo sich der Blick zum Amertal öffnet.

 

Wir wenden uns nach Süden (rechts) und im sanften Wiesengelände erfreut ein unbenannter kleiner See (ungefähr 2390 m). Im weiteren Verlauf bewegen wir uns bald entlang der (rechts) zum Felbertal gewandten Abbrüche (Huggachkopf, 2480 m). In etwa 2560 m Höhe stoßen wir auf ein mäßig steiles Firnfeld, das manchmal den Sommer überdauert (im Spätsommer trifft man oft auf Blockschutt). Über den Firn steigen wir links haltend zu einer seilgesicherten Stufe (Schwierigkeit B) auf. Anschließend leitet uns ein Grasband schräg nach links höher. Mühsam ist nun das lockere Geröll zu begehen, bis die Steilheit nachlässt und wir eine ausgedehnte Geländeterrasse (ca. 2740 m; oft Altschnee) betreten. Der Aufstieg zum Hörndl führt nun in das grobe Blockwerk des Westgrates. Nach kurzer Kletterei im 1. Grad erreichen wir den aus zyklopischen Blöcken gebildeten Gipfel des Hörndls (2852 m; Gipfelbuch).

 

Die Fortsetzung des Weges führt uns zunächst über einige Meter zurück zu dem bereits beim Aufstieg wahrgenommenen Hinweisschild am Westgrat. Dort angelangt steigen wir vorsichtig etwa 40 Höhen-meter über steilen Schutt nach Süden ab, bis die Markierungen nach links zum Südgrat des Hörndl queren. Am breiten Südgrat geht es erst einmal bergauf. Auf den folgenden Grasplateaus achten wir auf die Markierungen: Sobald sie den Grat verlassen, müssen wir uns entscheiden, ob wir ihnen folgen und auf direktem Wege die St. Pöltener Hütte ansteuern (Hörndl-Südwestroute) oder ob wir den Verbindungsgrat zum Hochgasser wählen. Im zweiten Fall bleiben wir am Hörndl-Südgrat, wo es bald schmaler und schwieriger wird. Luftige, teils gesicherte Stufen (1. Grad bis 2-; Drahtseile nicht immer zuverlässig) unterbrechen immer wieder die horizontalen Abschnitte und ihre Überwindung wird vom morschen Zustand des Untergrunds erschwert. Hat man den tiefsten Punkt des Verbindungsgrates (2725 m) erreicht, so ist das Gröbste geschafft. Am blockigen Nordgrat des Hochgassers gibt es keine Kletterschwierigkeiten mehr. Am besten entlang der Gratlinie steigen wir hinauf auf den Hochgasser, den höchsten Punkt der Tour (2922 m; Gipfelbuch).

 

Ab hier beginnt auch wieder gut markiertes Wandergelände: Auf dem bequemen Westrücken steigen wir zum Alten Tauern ab (2493 m), wo die Südwestroute des Hörndls wieder einmündet. Der Alte (Felber-)Tauern ist der ehemalige Handelspass, über den die Säumer mit ihren Packtieren zogen. Zum Schluss geht es kurzzeitig noch einmal steil hinauf auf die Kuppe des Weinbichls (2545 m; Drahtseile), wenig später schließt sich der Kreis an der St. Pöltener Hütte.

 

 

© Ulrich Clashausen