Hoher Eichham (3371 m)
Über den Säulkopf, das Nillkees und den Südgrat (Normalweg)
Schwierigkeit: WS+
Bewertung: WS+
Mäßig schwierige Hochtour, die vom Bergsteiger Kletterfähigkeiten und Schwindelfreiheit verlangt. Im letzten Abschnitt unter dem Gipfel jeweils eine Stelle 2+, eine Stelle im 2.Grad und eine weitere Passage 2-. Die Kletterei vollzieht sich in gutem bis sehr gutem Fels, aber bei teils starker Ausgesetztheit. Firn bzw. Eis auf dem spaltenfreien Nillkees bis über 30°, im Frühsommer unter der Eichhamscharte Firn bis 45°. Auf dem Nillkees herrscht Steinschlaggefahr. Bis zum Säulkopf einige Farbmarkierungen, Trittspuren sowie ein paar Drahtseile. Ab dem Säulkopf selbständige Orientierung, einzelne Steinmänner helfen.
Ausrüstung: Eispickel, Helm und Seil. Das Seil ist für alpin erfahrene und sichere Kletterer eventuell verzichtbar. Steigeisen erforderlich bei Blankeis in der zweiten Sommerhälfte, bei hart gefrorenem Firn oder bei frühsommerlichen Firnverhältnissen.
Routenverlauf: Bonn-Matreier-Hütte – Säulkopf – Nillkees – Eichhamscharte – Südgrat – Hoher Eichham – Abstieg zur Bonn-Matreier-Hütte auf derselben Route.
Höhenunterschiede: 890 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.
Gehzeiten: 6:45 Std. (3:45 Std. für den Aufstieg zum Hohen Eichham, 3:00 Std. für den Abstieg).
Anfahrt: Vom Pinzgau mit dem PKW durch den Felbertauerntunnel bis Matrei in Osttirol. Bis hierhin auch von Lienz durch das Iseltal. Von Matrei in das Virgental bis Virgen und zum Ortsteil Marin (1400 m). Oder von Virgen weiter bis Prägraten in steilen Kehren hinauf zum Parkplatz Wallhorner Mähder (1750 m).
Oder mit der Postbuslinie 951 von Lienz über Matrei in Osttirol und durch das Virgental bis nach Virgen (1194 m) oder nach Prägraten-Bobojach (1269 m). Hinweis: Von Kitzbühel fährt die Postbuslinie 950X über Mittersill (Pinzgau) bis Matrei i. O. und hat dort Anschluss an die Linie 951.
Ausgangspunkt: Bonn-Matreier-Hütte (2745 m); ÖAV Matrei in Osttirol; Tel. 0043 / 4874 / 5577.
Zu erreichen jeweils über die Nilljochhütte: Vom Parkplatz Wallhorner Mähder (1750 m) in 3:00 Std., von Prägraten-Bobojach in 4:00 Std., von Virgen-Marin (1400 m) in 4:00 Std. und von Virgen-Ortszentrum (1194 m) in 4:30 Std..
Der Wegverlauf: Von der Bonn-Matreier-Hütte (2745 m) folgt man über 200 Meter dem Venediger-Höhenweg Richtung Galtenscharte, bis ein Hinweisschild den Abzweig zu „Sailkopf“ und Eichham anzeigt. Den Steinmännern und Markierungen folgend, gelangt man an den Fuß der großen Schutthalde zwischen Säulkopf und Rauhkopf. Sie wird zum Glück von einem Steig durchzogen, man achte auf zwei deutlich sichtbare Farbmarkierungen am Beginn des Aufstiegs. Dieser zieht links (westlich) der Haldenmitte in steilen Serpentinen aufwärts. Die Steigspuren führen nicht an den tiefsten Punkt des Säulkopf-Ostgrates, sondern deutlich weiter links an die Felsen heran, wo die Sicherungsseile beginnen. Auf dem Ostgrat angekommen, folgt man den Drahtseilen in die kalte Nordflanke (Vorsicht bei Neuschneeresten!) und schließlich auf der Gratschneide selbst zum Gipfel des Säulkopfes (3209 m).
Ohne Probleme steigt man dann auf dem Nordwestgrat dieses Berges ab, entweder auf den Steigspuren knapp unterhalb des Grates (links, auf der Südwestseite) oder auf der Gratschneide selbst (dort einige Stellen 1. Grades). Etwa hundert Meter vor der Säulscharte (3080 m) verlässt man den Grat und quert einige Meter unterhalb der Scharte hinüber zum Nillkees. Mit möglichst wenig Höhenverlust quert man den Gletscherkessel und gelangt unter die Eichhamscharte. Ungefähr in ihrer Falllinie beginnt man den Anstieg über Firn und über ein feuchtes Erde-Schutt-Gemisch. Auf das darunter liegende Eis ist ebenso zu achten wie auf möglichen Steinschlag. Nach dem mühsamen Intermezzo freut man sich auf der Eichhamscharte (3125 m) über festen Grund unter den Füßen. Man erreicht diese übrigens auch von der Eisseehütte, indem man die bis in den Hochsommer verfirnte Westseite der Scharte ersteigt.
Der in der Eichhamscharte einsetzende Südgrat gibt sich zunächst gemütlich und bildet einen gelb-braunen Bratschenrücken. Bald winden sich Steigspuren in Serpentinen einen Blockhang aus dunklem Gestein hinauf. Der Hang kulminiert im südlichen Vorgipfel des Eichham (ungefähr 3320 m hoch), den man aber nicht betritt. Etwa 30 Höhenmeter unter seinem Gipfel zeigt ein Steinmann rechts eine horizontale Querung über den Abbrüchen zum Nillkees an. Die Querung (stellenweise 1+) endet in der kleinen Scharte „hinter“ dem Vorgipfel. Nun erklettert man einige Felsplatten auf ihrer Westseite (1. Grad) und eine senkrechte, mit wenigen Eisenbügeln gesicherte Stufe (guter 2. Grad; erste Schlüsselstelle). Es folgen weitere schräg gestellte Felsplatten (im 1. Grad) und der schwindelerregende Zwei-Meter-Abstieg in die Scharte vor dem Gipfelaufbau (2+, sehr guter Fels; zweite Schlüsselstelle). In goldfarbenem Fels, entlang einer schmalen, etwa 30 Meter langen Felsleiste (2-; etwas sandiger Fels), gewinnt man kurz darauf den wertvollen Gipfel des Hohen Eichham (Kreuz, Gipfelbuch).
Der Abstieg erfolgt auf derselben Route.
© Ulrich Clashausen