Großvenediger  (3657 m)

Von der Kürsinger Hütte

 Schwierigkeit:   WS-

Großvenediger - Routenverlauf - Bergtour, Kürsinger Hütte, Venedigerscharte, Hohe Tauern
Die Nordseite des Großvenedigers (rechts) von den Hängen des Keeskogels. Links der Kleinvenediger mit der Venedigerscharte, über die der Aufstiegsweg von der Kürsinger Hütte verläuft.

 

Bewertung:   WS-

„Wenig schwierige“ Hochtour. Die reine Gletschertour führt über sehr spaltengefährliche, aber technisch problemlose Firn- bzw. Eishänge (kaum mehr als 30° Neigung). Die Seilschaften sollten mindestens drei Seilschaftsmitglieder haben und in der Spaltenbergung gut ausgebildet sein. Nur besonders erfahrene und mit dem Obersulzbachkees vertraute Bergsteiger trauen sich den Aufstieg zu zweit zu. In heißen Sommern reißt unter der Venedigerscharte manchmal eine riesige Spalte auf, die heikel auf Leitern überquert werden muss.

 

Ausrüstung: Seil, Steigeisen, Eispickel (mindestens ein Eispickel pro Seilschaft), Wanderstöcke

 

Routenverlauf: Kürsinger Hütte – Obersulzbachkees – Venedigerscharte – Oberer Keesboden – Großvenediger – Abstieg zur Kürsinger Hütte auf derselben Route.

 

Höhenunterschiede: 1160 Höhenmeter sowohl im Auf- als auch im Abstieg

 

Gehzeiten: 7:30 Std. (4:30 Std. im Aufstieg, 3:00 Std. im Abstieg)

 

Anfahrt: Von Neukirchen a. G. im Pinzgau Auffahrt mit dem PKW bis zum Parkplatz Hopffeldboden (1067 m). Oder mit den Taxi-Shuttles der Berndlalm (0664 / 9166718) und der Kürsinger Hütte (Telefon s. o.) weiter hinauf ins Obersulzbachtal, zu den Haltepunkten Berndlalm (1514 m), Postalm (1699 m) und Materialseilbahn Kürsinger Hütte (1929 m).

 

Ausgangspunkt: Kürsinger Hütte (2547 m); ÖAV Salzburg; Tel. 06565 / 6450 und 0676 / 7165221. Zustiege aus dem Obersulzbachtal: vom Parkplatz Hopffeldboden (1067 m) in 5:45 Std., von der Berndlalm in 4:00 Std., von der Postalm in 3:00 Std. oder von der Talstation der Materialseilbahn in 2:15 Std..

 

Wegbeschreibung: Von der Kürsinger Hütte (2547 m) folgt man dem Hinweisschild „Großvenediger 4,5 Std“. Ein markierter Steig führt in spärlich begrüntem Blockgelände bis hinauf  auf 2773 Meter Höhe. Mit etwas Glück kann man in den Südhängen des Keeskogels ein Steinbockrudel beobachten. Nach einem Abstieg über 25 Meter erreicht man in der Nähe eines Schmelzwassersees das Obersulzbachkees in seinem östlichen Abschnitt (bis hier 0.45 Std.).

 

Angeseilt geht es auf den Gletscher, dessen Spalten bereits zu Beginn zu Umwegen zwingen können, vor allem in der zweiten Sommerhälfte. Wenn keine starken Neuschneefälle vorausgingen, fädelt man in eine ausgetretene und gut angelegte Spur ein, die bis zum Gipfel reichen kann. Auf dem Weg zum nächsten Etappenziel, der bereits gut sichtbaren Venedigerscharte, entwickelt der breite Gletscherstrom etwa vier „Wellenberge“ und „Wellentäler“, die ohne Mühe, aber achtsam in Hinblick auf die verdeckten Spalten zu durchschreiten sind. Anstrengender wird es erst am Steilhang (mehr als 30°) unter der Venedigerscharte, wo man sich nah am Kleinvenediger zur Linken hält. In manchen Sommern sind hier breite Spalten zu überwinden.

 

Auf dem Sattel der Venedigerscharte (3413 m) überrascht die Tatsache, dass sich der Berg nun keineswegs verschmälert, sondern mit dem Oberen Keesboden (oberes Schlatenkees) geradezu atemberaubend ausdehnt. Ein Meer in Weiß. Die sich vom Defreggerhaus und der Neuen Prager Hütte nähernden Seilschaften erscheinen darin als winzige Punkte, deren Wege sich aber mit dem unseren bald vereinigen. Die Route dreht langsam nach rechts (Westen) ein, wird dabei wieder steiler und gibt die Sicht auf das Gipfelkreuz frei. Man erreichr den von Schnee und Wind geformten Gipfelfirngrat. Wenigstens eine ausgesetzte und schmale Passage ist dort üblicherweise zu meistern, bevor man den Gipfel betritt. Wer zum ersten Mal einen Berg dieser Höhe besteigt, wird vielleicht staunen, wie sehr die ebenfalls hohen Spitzen in der Nachbarschaft des Venedigers „abgesunken“ sind und von unserem Standpunkt gesehen bedeutungslos scheinen. Es ist kein Wunder: Wir stehen auf dem vierthöchsten Gipfel Österreichs.

 

 

© Ulrich Clashausen