Großer Landeckkopf  (2900 m)

 Über den Südwestgrat

Schwierigkeit:  WS

Großer Landeckkopf - Routenverlauf Südwestgrat - Bergtour, Karl-Fürst-Hütte, Granatspitzgruppe, Osttirol
Der Große Landeckkopf mit seinen drei Gipfeln (rechts der Hauptgipfel). Links die circa 2830 m hoch gelegene Südwestgratschulter über dem Dach der Karl-Fürst-Hütte.

 

Bewertung:   WS

„Wenig schwierige“ Fels- und Hochtour. Am Südwestgrat zwei kurze Kletterstellen im 2. Grad, eine weitere Stelle 2-, sonst 1. Grad. Die Gipfeltour bietet neben festem Kletterfels auch viel Bruchgelände und ist dabei stellenweise ausgesetzt. Sie eignet sich darum nur für erfahrene Bergsteiger, die sich im „unaufgeräumten“ Gelände sicher bewegen. Bis zur Südwestgratschulter keine Felsschwierigkeiten und rot-weiß markiert (Schwierigkeit T3+). Ab der Südwestgratschulter selbständige Orientierung (im Jahr 2014 nur zwei Steinmännchen vorhanden).

 

Ausrüstung: 25- oder 30-Meter-Seil (für schwindelfreie, erfahrene Bergsteiger verzichtbar), Eispickel im Frühsommer.

 

Routenverlauf: Karl-Fürst-Hütte – St. Pöltener Ostweg – Südwestgratschulter – oberer Südwestgrat – Großer Landeckkopf – Rückkehr zur Karl-Fürst-Hütte auf demselben Weg.

 

Höhenunterschiede: 310 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.

 

Gehzeiten:  3:00 Std.   (1:45 Std. im Aufstieg,  1:15 Std. im Abstieg).

 

Anfahrt: Von Lienz mit der Postbuslinie 951 nach Matrei in Osttirol. Oder von Kitzbühel über Mittersill (Pinzgau) mit der Postbuslinie 950X nach Matrei in Osttirol. Von Matrei mit dem Nationalpark-Wanderbus ungefähr elf Kilometer in Richtung des Felbertauerntunnels bis zur Bushaltestelle „Taxachalm“ im Matreier Tauerntal (ca. 1400 m; kein Parkplatz).

 

Ausgangspunkt: Karl-Fürst-Hütte (2629 m); immer offene Selbstversorgerhütte mit neun Matratzenlagern und genügend Decken. Geschirr, Besteck und kleine Töpfe sind vorhanden. Von der Taxachalm (ca. 1400 m) durch das Landecktal in 4.00 Std. zu erreichen.

 

 

Der Wegverlauf: Von der Karl-Fürst-Hütte (2629 m) steigt man einige Meter auf dem Zugangsweg Richtung Landecktal ab und quert dann in einem Linksbogen das große Firn- und Schuttkar unterhalb der Weiten Scharte (auch Landeckscharte genannt). So gelangt man an den Fuß der großen Blockhalde unter den Südwänden des Großen Landeckkopfs. Zahlreiche rot-weiße Markierungen leiten durch das grobe Blockwerk (Stellen 1. Grades; Vorsicht, kippende Blöcke!) und führen zu der schon von weitem sichtbaren, übertrieben großen Aufschrift (Sankt Pöltener) „Ostweg“. Dem ebenfalls aufgepinselten Pfeil folgend geht es nun auf Steigspuren schräg nach links (nordwestlich) steil aufwärts. Nach einer Stunde gelangt man auf eine Schulter (ca. 2830 m) im Südwestgrat des Großen Landeckkopfs. Wir stehen auf dem Tauernhauptkamm und der Platz ist herrlich. In der packenden Rundumsicht dominieren der gewaltige Klotz des Stubacher Sonnblicks (3088 m) und die Felsmauer des Riegelkopfes (2921 m). Aufgrund des nun folgenden anspruchsvollen und stellenweise heiklen Gipfelgangs sollten reine Bergwanderer hier den Umkehrpunkt für ihre Tour wählen.

 

Oberhalb der Schulter erkennt man den südwestlichen Vorgipfel des Landeckkopfs. Über Blöcke nähert man sich seinem Gipfel bis auf etwa zehn Meter. Unter senkrechten Felsen führt ein horizontales Grasband zehn Meter nach rechts (südwärts) zu einem Steinmännchen. Hier beginnt die Querung des südwestlichen und des mittleren Vorgipfels auf ihrer Südseite. Vom Steinmann hält man sich zunächst tiefer, verliert ungefähr zwanzig Höhenmeter. Zu Füßen auffällig heller, aber nur schwach geneigter Felsplatten setzt man die Querung in fast weißem, außerordentlich mürbem Gesteinsschutt fort. Nachdem man so an beiden Vorgipfeln vorbeizog, ist es an der Zeit wieder aufzusteigen (Kletterei im 1. Grad; sehr brüchig), wobei man den Grat zwischen Mittel- und Hauptgipfel anpeilt. Wir erreichen dort die kleine Scharte dicht „hinter“ dem Mittelgipfel.

 

In dieser Scharte (Steinmännchen) beginnt eine spektakuläre Kletterei, die mit ihren interessanten Einzelstellen und ihrer großartigen Gratposition aus dem bis dahin heikel-brüchigen Südwestgrat doch noch ein lohnendes Unternehmen macht. Wer hier sichert, was weniger aufgrund der Schwierigkeiten als wegen der Ausgesetztheit gerechtfertigt ist, wird zwei oder drei Seillängen benötigen:

 

Von der Scharte „hinter“ dem Mittelgipfel erklettert man den scharfen Grat mit seinen horizontalen Leisten und Felsbändern (bis 1+; passabler Fels). Dann überwindet man ein ausgesetztes Drei-Meter-Wändchen (fester Fels im 2. Grad) und quert nach rechts zum Hauptgipfel. Nach einem kurzen Zug in unsicherem Fels (2. Grad) hat man zwei Möglichkeiten: Entweder begibt man sich nach rechts in den auffälligen, von einem bizarren Klemmblock überdachten Kamin hinein und erklettert ihn (zehn Meter 2-; fester Fels, aber Lockerschutt im Kamingrund) bis zum Gipfel des Großen Landeckkopfs. Wer sich hingegen nach links wendet, kann den Gipfelturm nördlich (links) über ein luftiges Felsband (Schwierigkeiten im 1. Grad) umgehen und ihn dann von der Rückseite erreichen. Das Gipfelbuch vereint die Namen der wenigen Besucher.

 

 

© Ulrich Clashausen